Atomstreit Iran-USA Nur ein Treffen wird nicht reichen
Ob die Vermittlung von Frankreich reicht, um den Iran und die USA an einen Tisch zu bekommen, ist fraglich. Und selbst wenn: Es braucht wohl mehr als ein Treffen, um verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen.
Die Herrscher in Washington und Teheran könnten nicht unterschiedlicher sein: US-Präsident Donald Trump twittert wütend - der Iran schweigt. Trump droht ihm mit Auslöschung - der Iran nennt das Weiße Haus "geistig zurückgeblieben". Die USA verhängen Sanktionen gegen Außenminister Mohammad Dschawad Zarif - Teheran spottet, Washington habe nur Angst vor Zarifs diplomatischen Fähigkeiten.
Gespräche nur ohne Sanktionen
Die sind gefragter denn je. Denn die Spannungen zwischen dem Iran und den USA haben sich in den letzten Monaten fast täglich verschärft. Die Europäer hatten es, nachdem Trump im Mai 2018 aus dem Atomdeal ausgestiegen war, mit wohlwollenden Appellen an den Iran versucht - aus sicherer Distanz. Sie wurden trotzdem immer tiefer in die Konfrontation hineingezogen und bekamen dazu noch von Teheran immer wieder neue Fristen gesetzt, ihren Teil vom Atomabkommen gefälligst zu erfüllen.
Ein hoher Regierungsvertreter nannte dazu jetzt ganz konkrete Zahlen: Zunächst will der Iran 700.000 Fass Öl pro Tag exportieren dürfen, später 1,5 Millionen. Im Moment liegt die Menge bei gerade einmal 100.000 Fass Öl, schätzen Experten. Dies wäre eine Geste des guten Willens des Westens, meint der Iraner.
Heißt das, der Iran schraubt seine Bedingungen für Gespräche mit den USA herunter? Zumindest offiziell bleibt Irans Präsident Hassan Rouhani vorläufig dabei: Erst müssten die USA die Sanktionen aufheben, aufweichen reiche nicht.
Der Iran braucht starke Europäer
Trotzdem ist Bewegung in den Konflikt gekommen, mit dem Vermittler Emmanuel Macron. Frankreichs Präsident hatte schon Anfang Juni seinen Spitzenberater nach Teheran geschickt und immer wieder mit Rouhani telefoniert. Noch am Freitag vor dem G7-Gipfel war Zarif bei ihm in Paris zu Gast. Was sie besprochen haben, ob da womöglich der Plan für seinen Überraschungsbesuch entstand - das behielten die beiden für sich.
Macron steht nach dem Gipfel in Biarritz als Held und großer Vermittler da. Dem Iran kann das nur gefallen. Denn er will starke Europäer auf seine Seite ziehen. Sie sollen Position beziehen: gegen Washington, indem sie Teheran helfen, die US-Sanktionen zu umgehen. Ob das gelingt, ist fraglich.
Mögliches Treffen am Rande der UN-Vollversammlung
Fakt ist: Ohne die USA, ohne neue Gespräche zwischen ihnen und dem Iran, wird der Konflikt nicht gelöst. Da würde es wohl erst einmal nicht um Inhalte gehen. Als Trump aus dem Atomdeal ausstieg, hat er Vertrauen zerschlagen. Das gilt es wieder aufzubauen. Mit einem Treffen wäre das wohl noch nicht erledigt.
Vielleicht - hört man schon seit längerem - kommt es am Rande der UN-Vollversammlung in New York Ende September dazu. Zumindest hat sich Rouhani so offen wie noch nie dafür gezeigt. Für das Wohl seines Volkes sei er bereit, mit jedem zu verhandeln, zitiert ihn eine iranische Zeitung.
Die Herrscher im Iran ändern ihren Kurs, wenn überhaupt, nur um Nuancen und schon gar nicht mit großem Getöse. Bei Trump liegen dagegen zwischen der Auslöschung des Iran und einem "Ok, lass uns reden" nur ein paar hitzköpfige Tweets. Wie ein Gespräch unter diesen Voraussetzungen ablaufen könnte, lässt sich kaum vorstellen. Rouhani hat aber schon klargemacht: Nur für ein Shake-Hands-Foto mit Trump gibt er sich nicht her.