Steinmeier in Straßburg Partei ergreifen für Europa
Der Ort für seine erste große Auslandsrede war bewusst gewählt. Bundespräsident Steinmeier hielt vor Europas Parlamentariern ein sehr persönliches Plädoyer für die EU und gegen den Nationalismus. Europa sei die einzige Antwort - besonders für die Deutschen.
Für seine erste Rede überhaupt außerhalb Deutschlands hatte sich der neue Bundespräsident ganz bewusst das Europaparlament ausgesucht: Nirgendwo anders als hier habe er diese halten wollen, rief Frank-Walter Steinmeier den Abgeordneten zu: "In Zeiten von wachsenden Fliehkräften und lärmenden Untergangspropheten werde ich Partei ergreifen für Europa", kündigte der Deutsche an. Um dann sogleich zu warnen vor populistischen Verführern: "Wer nicht mehr festhält am Unterschied zwischen Fakt und Lüge, der rührt am Grundgerüst der Demokratie", so der Bundespräsident.
Steinmeier riet dringend dazu, den Lockrufen alle jener zu widerstehen, die sagten: "Kommt zurück hinter die vertrauten Butzenscheiben der Nation!" Dabei sei es nicht nur naiv, sondern unverantwortlich, den Menschen vorzugaukeln, Terrorismus oder Klimawandel könnten mit Mauern und Schlagbäumen bekämpft werden.
Volles Haus: Präsident Steinmeier vor den EU-Parlamentariern in Straßburg
Die einzige gelungene Antwort auf die deutsche Geschichte
Auch der Brexit und Trump kamen in Steinmeiers Rede vor: Als bitter bezeichnete der den Austritt der Briten aus der Europäischen Union. Und zum Satz des neuen US-Präsidenten, die EU sei "nichts anderes als ein Mittel zum Zweck für Deutschland", sagte Steinmeier: Dies sei mindestens ein Missverständnis. Das geeinte Europa sei die einzig gelungene Antwort auf die deutsche Geschichte.
Ein eindeutiges, in Teilen auch sehr persönliches Bekenntnis von Steinmeier zu Europa und gegen Nationalismus also. Aber keines, das ihn in Trübsal verfallen ließ: "Für viele unserer Kinder und Enkel ist Europa längst ein zweites Vaterland geworden", so Steinmeier. Er schloss mit den Worten: "Es liegt jetzt an uns, dass der europäische Traum auch in der nächsten Generation noch nicht ausgeträumt ist."