Eine Frau legt Blumen in der Nähe des Explosionsortes im Café "Street Bar" in St. Petersburg nieder.

Explosion in St. Petersburg Russland beschuldigt ukrainische Geheimdienste

Stand: 03.04.2023 14:07 Uhr

Nach dem Anschlag auf einen russischen Militärblogger in St. Petersburg geht die Suche nach den Tätern weiter. Inzwischen ermittelt das russische Anti-Terror-Komitee - und sieht die Schuldigen in Kiew.

Der Tatort in Sankt Petersburg ist noch immer weiträumig abgesperrt. Trotz heftigen Schneetreibens kommen immer wieder Menschen, um Blumen niederzulegen. Fotos mit Trauerflor erinnern an den Militärblogger, der bei dem Anschlag ums Leben gekommen ist.

Ermittler suchen in dem durch die Explosion verwüsteten Café weiter nach Spuren und Hinweisen. Die Behörden gehen von einem Terrorakt aus. Das zentrale Ermittlungskomitee in Moskau sei eingeschaltet worden, so die Sprecherin Svetlana Petrenko: "Der Chef des Komitees hat bei den Ermittlungen die Federführung übernommen."

Sicherheitsexpertin Sarah Pagung, Körber-Stiftung, über Hintergründe zum Tod des Militärbloggers

tagesthemen, tagesthemen, 03.04.2023 22:15 Uhr

Staatsmedien: Mehrere Menschen noch in Lebensgefahr

Der Anschlag hatte sich am Sonntag um kurz nach 18 Uhr im Zentrum von Sankt Petersburg ereignet. Nach Angaben der Ermittler explodierte ein vermutlich selbstgebauter, ferngezündeter Sprengsatz. Er könnte sich in einer Figur befunden haben, die eine Frau dem in Russland sehr bekannten Militärblogger Wladlen Tatarskij überreicht haben soll.

Der 40-Jährige starb bei der Explosion. Mehr als 30 Personen wurden verletzt. Sechs von ihnen schweben nach Angaben des russischen Staatsfernsehens in Lebensgefahr.

Tatarskij, der mit bürgerlichem Namen Maxim Fomin heißt, galt als Militärexperte. Seinem Telegramkanal, auf dem er regelmäßig über den Kriegsverlauf in der Ukraine berichtete, folgten mehr als eine halbe Million Menschen. Für Aufsehen hatte zuletzt ein Interview mit dem Gründer der Wagner-Truppe, Jewgenij Prigoschin, gesorgt, dessen Kämpfer an der Seite des russischen Militärs in der Ukraine im Einsatz sind.

Café gehört Prigoschin

Prigoschin, dem auch das Café gehört, in dem sich der Anschlag ereignet hatte, vermutete heute auf seinem eigenen Telegramkanal, dass Ort und Zeit bewusst gewählt worden seien. "Tatsächlich habe ich das Café der patriotischen Bewegung CYBER FRONT Z überlassen, sie haben dort verschiedene Seminare abgehalten", schrieb er. "Höchstwahrscheinlich ereignete sich diese Tragödie auf einem dieser Seminare."

Auch im russischen Staatsfernsehen hieß es, dass Tatarskij sich regelmäßig mit Experten und Interessierten über den russischen Militäreinsatz in der Ukraine ausgetauscht habe.

Russland beschuldigt ukrainische Geheimdienste

Das Innenministerium meldete, dass die Frau, die auf Bildern einer Überwachungskamera beim Betreten des Cafés mit einem Paket in der Hand zu sehen ist, inzwischen festgenommen wurde.

Über die möglichen Drahtzieher und Täter wird weiter viel spekuliert. Das nationale Anti-Terror-Komitee geht inzwischen davon aus, dass ukrainische Geheimdienste die Tat geplant haben.

An der Ausführung sollen nach Angaben der Behörde Personen beteiligt gewesen sein, die mit dem Antikorruptionsfonds von Alexej Nawalny zusammengearbeitet hätten. So soll etwa die festgenommene Frau angeblich für die Stiftung aktiv gewesen sein. Die Stiftung war von den Behörden im Sommer 2021 als extremistisch eingestuft worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Christina Nagel, Christina Nagel, ARD Moskau, 03.04.2023 12:32 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 03. April 2023 um 13:02 Uhr.