Organtransplantionssystem gilt als vorbildlich Kein Spendenmangel in Spanien
Nach dem Organspendenskandal ist in Deutschland die Zahl der Spenden gesunken. Spanien kennt solche Probleme nicht. Dort ist die Spendenquote so hoch wie nirgendwo sonst in der EU.
Von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Hörfunkstudio Madrid
In Spanien gibt es eine staatliche Organisation, die Spenden und Transplantationen koordiniert und überwacht. Sie untersteht direkt dem Gesundheitsministerium. Das lässt es sich nicht nehmen, die jährlichen Weltrekord-Meldungen zu verkünden.
1643 Spender seien 2012 registriert worden, freut sich Gesundheitsstaatssekretärin Pilar Farjan. Durch sie seien 4211 Transplantationen möglich geworden. Spanien hat seit 21 Jahren die weltweit höchste Organspender-Quote: Auf eine Million Spanier kommen 35 Spender. Das klingt zunächst nach wenig. Das ist aber rund doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt. In Deutschland zum Beispiel sind es nur 15 Organspender pro eine Million Einwohner.
Keine Entnahme bei Widerspruch
Dass es in Spanien so viele Organspenden gibt, liegt einerseits daran, dass dort die Widerspruchsregelung gilt. Wer vor dem Tod nicht gesagt hat, dass er nicht spenden will, dem werden nach dem Tod so viele verwendbare Organe entnommen wie möglich. Es reicht allerdings schon, wenn man zum Beispiel im Kreise der Familie gesagt hat, dass man nicht spenden möchte. Die Angehörigen werden vor der Organentnahme gefragt.
Der Staat organisiert die Verteilung
Das spanische System unterscheidet sich aber auch sonst vom Deutschen: "Es spielt eine wichtige Rolle, dass es unterschiedliche Philosophien im Norden und im Süden der EU gibt. In Spanien, Frankreich und Italien gibt es ein staatlich kontrolliertes System, das Spende und Transplantation von Organen, Geweben und Zellen umfasst. Alles wird einheitlich vom Staat kontrolliert", erklärt Rafael Matesanz. Er ist Direktor der staatlichen Organtransplantations-Organisation in Spanien.
Die Organisation sorgt unter anderem dafür, dass ständig fast 200 Expertenteams bereit stehen, um Organe am Leben zu erhalten und unter möglichst guten Bedingungen den wartenden Patienten einzupflanzen.
Das Gesamtsystem ist so effektiv, dass es in Spanien rein zahlenmäßig fast so viele Spenderorgane gibt wie Patienten, die eines benötigen. Auch wenn es natürlich nicht immer für jeden ein passendes Spenderorgan aus Spanien selbst gibt. Aber dank der hohen Spendenrate, hochprofessioneller Organvermittlung und -transplantation und dank des zusätzlichen internationalen Austauschs sind die Wartelisten in Spanien seit Jahren recht stabil, während sie in vielen anderen Ländern länger werden.