EU bildet somalische Soldaten aus Minen entschärfen anstatt sie zu legen
Somalia leidet seit 19 Jahren unter Bürgerkriegen. Um das Land zu stabilisieren, soll jetzt die EU helfen. Von Mai an wird sie rund 2000 Soldaten der somalischen Übergangsregierung ausbilden. Wegen der angespannten Sicherheitslage findet die Ausbildung in Uganda statt.
Von Marc Engelhardt, ARD-Hörfunkstudio Nairobi
"Allahu Akbar" - der Ruf des Muezzin gehört in der somalischen Hauptstadt Mogadischu zum Alltag, genauso wie das Rattern automatischer Gewehre. Seit 19 Jahren herrscht in Somalia am Horn von Afrika Bürgerkrieg. Derzeit kämpfen Islamisten der Shabaab-Bewegung gegen eine international anerkannte Übergangsregierung, die gegen die im Untergrund operierenden Milizen weitgehend machtlos ist.
"Die Regierung kontrolliert nur noch etwa fünf Kilometer im ganzen Land", sagt der somalische Journalist Shidane Dabaan: eine Straße, die vom Präsidentenpalast bis zum Flughafen führt. Die Entwicklungen in seiner Heimat sieht Dabaan mit immer größerer Sorge. Al Shabaab habe vor allem im Süden des Landes zahlreiche Lager eingerichtet, um junge Männer auf den Kampf gegen alle, die als Feinde Allahs angesehen werden, vorzubereiten, sagt er.
2000 Rekruten sollen ausgebildet werden
"Diese Trainingscamps operieren im Geheimen, aber es gibt sie. Es werden junge Männer angeworben; manche sind noch Kinder", fügt er hinzu. Im Kampf gegen die Shabaab soll der Regierung in Zukunft eine neue Truppe helfen, die von Spezialisten der Europäischen Union in Uganda ausgebildet wird.
2000 somalische Rekruten sollen lernen, wie man Minen und Bomben entschärft, einen Häuserkampf führt und nicht zuletzt Verletzte behandelt. Somalias Finanzminister Abdirahman Omar Osman hält die Ausbildung, an der zeitweise auch bis zu 20 Bundeswehr-Soldaten beteiligt sind, für den wichtigsten Schritt, um den Krieg in seinem Land zu beenden.
"Damit wir den Kampf mit Al Shabaab und anderen Terroristen aufnehmen können, brauchen wir dringend gut ausgebildete Truppen, die in der Lage sind, dieser Gefahr zu begegnen. Die Truppen sind essentiell für uns, damit wir irgendwann Frieden und Stabilität in Somalia haben", sagt der Finanzminister.
"Stabilität Somalias für Afrika von großer Bedeutung"
Derzeit ist die Lage so gefährlich, dass die Ausbildung der Soldaten nur in Uganda stattfinden kann. Ugandas Armeesprecher Felix Kulayigye begrüßt das, obwohl Uganda schon mehrere Terrordrohungen von somalischen Extremisten erhalten hat. Schließlich handele es sich bei der von Al Kaida unterstützten Shabaab um eine Bedrohung für ganz Ostafrika.
"Es gibt keine risikofreien Unternehmungen. Aber die Stabilität Somalias ist von sehr großer Bedeutung für Afrika: die EU und wir wollen deshalb die Friedensbemühungen in Somalia unterstützen, indem wir der Regierung helfen, ihre eigene Armee aufzubauen, eine Armee aus Somalis", erklärt er.
Viele Fragen sind noch ungelöst, etwa die, wie man sicher gehen kann, dass sich die europäisch ausgebildeten Truppen nicht Islamisten oder anderen Rebellen anschließen. Das passiere häufig, gibt Minister Omar Osman zu: "Uns ist passiert, dass Soldaten gehen und erst nach einiger Zeit wieder zu uns zurückkehren. Ich würde es nicht Fahnenflucht nennen. Wir haben einfach das Problem, dass uns oft das Geld fehlt, um unsere Soldaten pünktlich zu bezahlen, deshalb gehen sie und kämpfen für andere nicht zwangsläufig für Al Shabaab."
In gut einem halben Jahr sollen die ersten Truppen mit der Ausbildung fertig sein. Somalias Regierung hofft, dass bis dahin feststeht, wer die hoch qualifizierten Truppen bezahlen soll. Eine Abwerbung europäisch ausgebildeter Soldaten durch Islamisten möchte man auf jeden Fall vermeiden.