Tausende Pilger in Rom Johannes Paul II. wird seliggesprochen
In Rom haben die Feierlichkeiten zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. begonnen. Tausende Pilger sind in der Stadt. Bei einer Gebetswache im Circus Maximus erzählte eine französische Nonne von dem Wunder, das der verstorbene Pontifex an ihr gewirkt haben soll.
Von Tilmann Kleinjung, ARD-Hörfunkstudio Rom
Es gibt viele Stationen auf dem Weg zu dieser Seligsprechung. Da war zuallererst die Begeisterung der Menschen, die Johannes Paul schon zu Lebzeiten wie einen Heiligen verehrten. Da war sein Nachfolger Benedikt XVI., der die Regeln der Kirche außer Kraft setzte und das Verfahren zur Seligsprechung sofort eröffnete, statt wie vorgeschrieben 5 Jahre zu warten. Und da war die französische Ordensschwester Marie Simon-Pierre, die wie Johannes Paul II. an Parkinson erkrankt war und dann auf wundersame Weise geheilt wurde.
"In mir hatte sich etwas geändert"
"In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2005 habe ich einen Stift genommen und versucht, den Namen Johannes Pauls zu schreiben. Und ich habe gemerkt, dass meine Schrift unlesbar geworden ist.", erzählt die Nonne. Sie habe sich dann schlafen gelegt. "Als ich gegen halb fünf Uhr morgens aufgewacht bin, habe ich überraschenderweise gespürt, dass sich etwas in mir geändert hat", berichtet sie weiter.
Diese medizinisch nicht erklärbare Gesundung erkannte der Vatikan als das Wunder an, das für jede Seligsprechung vorausgesetzt wird. Denn Schwester Marie Simon-Pierre schreibt ihre Heilung der Fürsprache des verstorbenen Papstes zu. Und davon berichtete sie gestern Abend im römischen Circus Maximus, wo sich zur Vorbereitung auf die heutige Seligsprechung rund 200.000 Menschen versammelt hatten.
Die Gebetswache in der gigantischen Freiluftarena im Zentrum Roms war der Auftakt zu den Seligsprechungsfeiern. Dort war vor allem Gelegenheit, in Wort und Bild noch einmal an Johannes Paul II. zu erinnern. So berichtete sein Sekretär Stanislaw Dziwisz, dass er den Papst nur zweimal richtig verärgert erlebt habe. Einmal sei das gewesen, als er gegen die Mafia auf Sizilien gepredigt hatte. Dziwisz sagt: "Das andere Mal (war) während des Angelus-Gebets unmittelbar vor Beginn des Irakkrieges. Da hat er mit aller Härte gesagt: Kein Krieg! Der Krieg ändert nichts, nur der Friede."
Vieles erinnert an den April 2005
Vieles erinnert an diesem Wochenende in Rom an jene Tage im April 2005 als Hunderttausende kamen, um von Johannes Paul II. Abschied zu nehmen. Damals wie heute sind es vor allem die Polen, die zu "ihrem" Papst eine besondere Beziehung pflegen, so wie die 45 jährige Anka Choina aus Lodz: "Für mich bedeutet Johannes Paul alles. Er ist mein ganzes Leben, weil er für mich war wie ein zweiter Vater. Er hat mich an der Hand genommen. Eigentlich war er noch mehr als ein Vater", sagt sie und kann ihre Tränen kaum verbergen.
Gläubige bei der Andachtsstunde
Ganz in der Nähe steht Wolfgang Huchler aus Leutkirch im Allgäu. Er verbindet mit diesem Papst vor allem die Weltjugendtage, die von diesem ins Leben gerufen wurden: "Auch als alter Mann hat er auf die Jugend gesetzt, dass sie eine neue Zivilisation bauen sollen. Und er hat voll darauf vertraut, dass sie die Welt verändern werden im positiven Sinne."
Die Seligsprechung dieses Papstes will sich Wolfgang Huchler deshalb nicht entgehen lassen. Doch um heute beim Gottesdienst einen der begehrten Plätze auf dem Petersplatz oder zumindest in der Nähe zu ergattern, dazu mussten er und all die anderen Besucher schon sehr früh aufstehen oder am Besten gar nicht erst ins Bett gehen. Die ganze Nacht über blieben acht römische Kirchen geöffnet, damit sich die angereisten Pilger dort aufhalten und beten konnten.