Ein Fahrradfahrer fährt am russischen Außenministerium in Moskau vorbei.

Nach Ausweisung von Tass-Mitarbeiter Moskau weist österreichische Journalistin aus

Stand: 11.06.2024 14:38 Uhr

Das russische Außenministerium hat eine Journalistin des österreichischen Senders ORF des Landes verwiesen - zuvor war ein russischer Tass-Mitarbeiter aus Wien ausgewiesen worden. Drohungen gab es auch schon gegen deutsche Medienvertreter.

Russland hat einer Korrespondentin des österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF die Akkreditierung entzogen und sie aufgefordert, das Land zu verlassen. Das teilte das russische Außenministerium mit. Maria Knips-Witting sei angewiesen worden, ihre Akkreditierung zurückzugeben und "in naher Zukunft" auszureisen. Die Journalistin hatte sich laut ORF seit Januar in Moskau aufgehalten.

Der ORF erklärte, die Maßnahme sei nicht nachvollziehbar. Der Sender kündigte an, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um weiterhin eine unabhängige und umfassende Berichterstattung aus Russland sicherzustellen.

Die Ausweisung sei eine Reaktion auf die Ausweisung des russischen Korrespondenten Iwan Popow von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass durch Österreich vor sechs Wochen, hieß es aus Moskau. Dem Tass-Mitarbeiter Popow sei am 30. April die Akkreditierung entzogen worden, weshalb er am 7. Juni Wien habe verlassen müssen.

Berichte: Korrespondent als Geheimagent?

Die genauen Gründe dafür sind unklar. Allerdings berichtete der österreichische "Falter" über Popow - ohne ihn jedoch namentlich zu nennen - er sei ein russischer Agent. "Besonders auffällig agiere ein dem 'Falter' namentlich bekannter Auslandskorrespondent, der seit 2023 in Wien tätig ist und in Wahrheit ein Offizier des russischen Auslandsnachrichtendienstes SWR sei", heißt es in dem Artikel.

Auffällig sei zudem, berichten andere Medien, dass das Tass-Büro im vergangenen Jahr mit zwei Korrespondenten besetzt worden sei - nachdem es jahrzehntelang nur mit einem Journalisten besetzt gewesen sei. Zugleich gebe es durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine weniger Anlässe zur Berichterstattung aus Österreich, etwa weil es keine Staatsbesuche mehr gebe und insgesamt weniger Austausch zwischen den Ländern.

Russland will Tass-Büro wieder einsatzfähig sehen

Aus Moskau hieß es dennoch, die österreichische Seite habe ihre diskriminierende Entscheidung bis heute nicht offiziell begründet. Man habe keine andere Wahl gehabt, als spiegelgerecht zu reagieren. "Im Einklang mit den Grundsätzen der Medienfreiheit und auf der Grundlage der Gegenseitigkeit werden wir bereit sein, die Möglichkeit der Akkreditierung neuer ORF-Mitarbeiter in Russland zu prüfen, sobald die österreichische Regierung die Voraussetzungen für die Arbeit russischer Medienvertreter geschaffen hat und das Tass-Korrespondentenbüro in Wien wieder voll einsatzfähig ist", hieß es in der Mitteilung. 

Der österreichische Botschafter war vorab über den Schritt informiert worden und hatte die Korrespondenten der Medien des EU-Landes gewarnt, dass das russische Außenministerium zu der Vergeltungsmaßnahme greifen könnte.

Auch Drohungen gegen deutsche Medien

Eine ähnliche Situation mit Drohungen der russischen Seite gab es zuletzt auch gegen deutsche Medien in Moskau. Bei Gesprächen mit deutschen Diplomaten hatte das Außenministerium in Moskau vor Vergeltungsmaßnahmen gewarnt, sollten russische Medienmitarbeiter zwangsweise Deutschland verlassen müssen.

Letztere stehen in der EU immer wieder in der Kritik, Desinformation zu verbreiten. Mehrere russische Medien sind deshalb im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit Sanktionen belegt worden. Einige erhielten ein Sendeverbot in der EU, durften in der Regel aber weiter im Westen arbeiten. Tass war bisher nicht von Sanktionen betroffen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juni 2024 um 08:00 Uhr.