Ferienbeginn in England Dover wird zum Nadelöhr für Urlauber
Britische Urlauber warten bis zu 20 Stunden auf die Ausreise nach Frankreich - wegen des Brexits müssen alle Pässe abgestempelt werden. An dem Chaos geben sich Briten und Franzosen gegenseitig die Schuld.
Fähranbieter am Ärmelkanal sprechen bereits Warnungen für das Wochenende aus: Passagiere, die vom südenglischen Hafen Dover auf das europäische Festland reisen wollen, sollten für Check-In und Grenzkontrollen mindestens zwei Stunden einplanen. Die Nachfrage werde weiter in die Höhe schnellen. Da nun alle englischen Schulen Sommerferien haben, werden für dieses Wochenende besonders viele Reisende erwartet. Es ist die erste große Reisewelle seit Ende der pandemiebedingten Reiserestriktionen.
Kilometerlange Staus, 20 Stunden Wartezeit
Am vergangenen Wochenende rief der Hafen von Dover eine Notlage aus: Der Verkehr auf den Zufahrtswegen war vor allem am vergangenen Samstag zeitweise komplett zum Erliegen gekommen. Auch auf dem Weg zum Eurotunnel, dem Autozug, der vom südenglischen Folkstone aus abfährt, war es zu kilometerlangen Staus gekommen.
In Extremfällen berichteten Familie über Wartezeiten von mehr als 20 Stunden. Die Wartezeiten für LKW waren im Durchschnitt noch länger als die für Pkw, so eine Sprecherin des britischen Speditionsverbandes.
Grund für die Verzögerungen sind die zusätzlich erforderlichen Grenzkontrollen: Seit Großbritanniens EU-Austritt müssen britische Pässe bei der Einreise in die EU gestempelt werden - wie die von anderen Drittstaaten auch. Die Kontrollen finden vor der Abfahrt in Dover oder Folkstone statt.
Briten sehen Schuld bei Frankreich
Die britische Seite machte die französischen Behörden für die Wartezeiten verantwortlich: Sie habe nicht ausreichend Kontrolleure geschickt. Die französischen Behörden räumten ein, dass es zu Beginn des vergangenen Wochenendes zunächst - auch Covid-bedingt - Personalengpässe gegeben habe. Man habe jedoch aufgestockt.
Außenministerin Liz Truss, die sich derzeit in einem parteiinternen Wettbewerb, um das Amt des britischen Premiers bewirbt, wies zurück, dass der Brexit mit den Wartezeiten zu tun habe. Sie forderte Frankreich auf etwas unternehmen, "um die schreckliche Situation zu lösen, mit der Reisende, einschließlich Familien, konfrontiert" seien.
Aus dem französischen Verkehrsministerium hieß es die Behörden seien "mobilisiert", um den Verkehr zu erleichtern. Allerdings sei Frankreich "nicht für den Brexit verantwortlich".