Folgen eines harten Brexits Womit müssen Reisende rechnen?
Wenn die EU unvorbereitet in den Brexit schlittert, hat das auch für Reisende Konsequenzen. Was droht für sie genau, falls das Land ohne Deal die EU verlässt?
Welche Auswirkungen hätte ein harter Brexit auf den Flug- und Schiffverkehr?
Wenn Großbritannien ungeregelt die EU verlässt, dann gelten für die Briten die Regelungen zum gemeinsamen europäischen Luftraum nicht mehr: also Verkehrsrechte, Betriebsgenehmigungen und Flugsicherheitsbescheinigungen. Überflugrechte müssten neu geregelt werden, es könnte erhebliche Verzögerungen und Ausfälle geben. Auch Reisende, die einen Langstreckenflug mit Umstieg in London gebucht haben, könnten betroffen sein.
Kurz vor Weihnachten hat die EU-Kommission allerdings auch einen Notfallplan veröffentlicht. Zumindest ein Basisangebot von Flügen soll gesichert sein. Fluggenehmigungen und Lizenzen sollen demnach zunächst bestehen bleiben.
Mit dem Eurostar-Schnellzug oder mit dem Wagen nach England zu reisen, ist natürlich auch nach einem harten Brexit möglich. Urlauber sollten in diesem Fall aber mehr Zeit für die Grenzkontrollen einplanen. Das gilt auch für das Einreisen per Schiff. Den Hafen Dover passieren beispielsweise jeden Tag etwa 10.000 Lkw. Zollkontrollen dürften auf jeden Fall für lange Staus sorgen.
Würden Reisen nach Großbritannien preiswerter?
Der Absturz des Pfunds sorgt schon jetzt für mehr Gäste aus dem Ausland. Aktuell sind zum Beispiel Städtereisen nach London relativ preiswert. Gaststätten- und Hoteldienstleistungen kosten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zurzeit knapp drei Prozent weniger als in Deutschland. Noch günstiger würde es vermutlich nach einem harten Brexit und einem weiteren Wertverlust der britischen Währung.
Städtereisen, z.B. nach London, sind schon jetzt günstig.
Was sollten EU-Reisende bei Besuchen beachten?
Auch in Zukunft dürfte es für normale Urlauber aus der EU keine Visapflicht geben: Großbritannien wird Touristen nicht abschrecken wollen. Wer allerdings länger als drei Monate im Land bleiben möchte, könnte ein Visum brauchen.
Was ist mit Krankenversicherungen und dem Zoll?
Die europäische Krankenversicherungskarte ist möglicherweise nicht mehr gültig. Gesetzlich versicherte Reisende könnten also die garantierte kostenlose Versorgung auf der Insel mit ihrer Karte nicht mehr in Anspruch nehmen. Wer zum Beispiel nach London reisen möchte, sollte darum im Fall eines harten Brexits vorher prüfen, wie die Erstattungsmöglichkeiten in Drittländern sind oder ob der Abschluss einer privaten Auslandskrankenversicherung sinnvoll ist. Möglicherweise gibt es auch individuelle Abkommen der jeweiligen Krankenkassen, die Leistungen weiterhin garantieren.
Auch beim Zoll würde sich etwas ändern: Die Reisefreimengen würden sich verringern. Deutsche Fluggäste dürften dann, wie aus anderen Nicht-EU-Länder auch, nur noch Waren im Wert von maximal 430 Euro einführen.
Würde sich auch etwas in Bezug auf Roaming und das Reisen mit Tieren ändern?
Reisende würden auch nicht mehr unbedingt vom EU-Roaming profitieren, also vom Surfen und Telefonieren zu den gleichen Tarifen wie im jeweiligen EU-Heimatland. Die Kosten der regionalen Mobilfunkanbieter sollten also vorab auf jeden Fall beachtet werden. Es sollte geprüft werden, ob der jeweilige deutsche Mobilfunkanbieter Großbritannien weiterhin wie ein EU-Land behandelt.
Der EU-Heimtierausweis könnte nicht mehr gültig sein. Urlauber sollten checken, ob zusätzliche veterinärmedizinische Dokumente im Gepäck sein müssen.