Brüsseler Reaktionen auf Festnahme von Karadzic Meilenstein auf dem Weg in die EU
Serbien hat mit der Festnahme Karadzics einen großen Schritt in Richtung EU gemacht. Die EU-Außenminister waren voll des Lobes für die Regierung Serbiens. Selbstbewusst zeigte sich der Vertreter Belgrads: "Wir meinen es ernst und wollen in die EU." Die EU-Kommission strebt nun an, Handelserleichterungen einzuführen, die Serbien schon länger in Aussicht gestellt wurden.
Von Michael Becker, MDR-Hörfunkkorrespondent Brüssel
Die Freude war regelrecht mit Händen zu greifen. Die EU feiert die Festnahme von Radovan Karadzic als großen Erfolg - für die Serben und für ganz Europa. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagt, er sei wirklich froh: "Ich glaube, das ist ein Meilenstein in der Geschichte zwischen Serbien und der Europäischen Union."
"Endlich sehen wir Resultate"
Jahrelang hatte die EU auf diesen Tag hingearbeitet, immer wieder hat man die Serben gedrängt, die letzten mutmaßlichen Kriegsverbrecher an das Tribunal in Den Haag auszuliefern. Allen voran Radovan Karadzic und seinen Ex-General Ratko Mladic - beide werden für das Massaker von Srebrenica im Jahre 1995 verantwortlich gemacht.
Mit Karadzic haben die Serben nun wenigstens einen von beiden festgenommen - und das nur zwei Wochen, nachdem die neue serbische Regierung die Macht übernommen hat. "Das ist eine Regierung, die für Europa ist und keine nationalistische Regierung. Endlich sehen wir Resultate. Das ist eine gute Sache für die Annäherung Serbiens an die EU", sagte Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner, der amtierende EU-Vorsitzende.
Die EU hatte die Europa-freundlichen Parteien im serbischen Wahlkampf unterstützt und den Serben Zugeständnisse gemacht, obwohl Karadzic und Mladic noch nicht ausgeliefert waren. Jetzt fühlt man sich durch den Erfolg bestätigt. "Die neue serbische Regierung hat den Willen, eine neue Seite aufzuschlagen, die nationalistische Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich hin zu einer europäischen Zukunft zu bewegen", meinte EU-Erweiterungskommissar Oliver Rehn.
Ein zufriedener serbischer Außenminister
Der serbische Außenminister Vuk Jeremic hatte sich erst gestern Abend in Brüssel mit der EU-Spitze und Abgesandten des Kriegsverbrechertribunals aus Den Haag getroffen und ihnen die gute Nachricht übermittelt. Dementsprechend zufrieden und selbstbewusst trat Jeremic heute Morgen in Brüssel vor die Mikrofone: "Wir meinen das ernst mit unserer Zukunft in der EU, wir haben das gestern unter Beweis gestellt. Wir wollen in die EU, und wir wollen ein Garant für Frieden und Stabilität in der Region sein", sagte Jeremic.
Aus EU-Sicht spielt Serbien eine Schlüsselrolle, wenn es um die Sicherheit auf dem Balkan geht. Deshalb bietet man den Serben auch eine klare Perspektive für eine EU-Mitgliedschaft in der Zukunft. Mit der Verhaftung von Radovan Karadzic sind die Serben diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.