US-Außenminister Pompeo Bagdad statt Berlin
Einen Stopp in Berlin hat er nicht eingelegt, dafür reiste US-Außenminister Pompeo überraschend zu Gesprächen nach Bagdad. Dort warnte er erneut vor einem "unmittelbar bevorstehenden" Angriff des Iran.
US-Außenminister Mike Pompeo ist zu einem unangekündigten Besuch in Bagdad. Dort kam er mit Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi und Präsident Barham Saleh zu Gesprächen über die sich verschärfende Konfrontation zwischen den USA und dem Iran zusammen. Die Regierung in Teheran erklärte am Morgen einen Teilausstieg aus dem Atomabkommen.
Beide Politiker hätten zugesichert, die Interessen Washingtons im Irak zu schützen, sagte Pompeo im Anschluss. Zugleich warnte er erneut vor einem "unmittelbar bevorstehenden" Angriff des Iran. Pompeo drängte nach eigenen Angaben auf Zusicherungen der irakischen Führung, "Amerikaner in ihrem Land angemessen zu schützen".
Sowohl Mahdi als auch Saleh hätten ihm zu verstehen gegeben, sie seien sich ihrer "Verantwortung" in dieser Sache bewusst, sagte der US-Außenminister nach den Unterredungen zu Journalisten.
"Eskalierende Aktivitäten der Iraner"
Der Chefdiplomat aus Washington hatte zuvor kurzfristig seinen für Dienstag geplanten Berlin-Besuch "aufgrund dringender Angelegenheiten" abgesagt. Ein konkreter Grund für Pompeos Absage war zunächst nicht genannt worden.
Der Besuch im Irak kommt aber zu einer Zeit, in der Washington den Druck auf das Nachbarland Iran zu erhöhen versucht. Die US-Luftstreitkräfte verlegen derzeit nach Angaben des Pentagon mehrere B52-Langstreckenbomber sowie den Flugzeugträger "USS Abraham Lincoln" in die Region.
Bereits vor seiner Abreise nach Europa hatte Pompeo auf "eskalierende Aktivitäten der Iraner" und auf "Angriffe auf Interessen der USA" verwiesen. Seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran vor einem Jahr haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschlechtert. Das Weiße Haus zog die Sanktionsschraube gegen Teheran zuletzt immer fester.
"US-Interessen unmittelbar betroffen"
Überraschend sei der Besuch in Bagdad nicht, sagte ARD-Korrespondent Stefan Niemann in Washington. Heute jährt sich der Tag, an dem die USA ihren Austritt aus dem Atomabkommen mit dem Iran verkündet haben. "Es wird erwartet, dass der iranische Präsident Rouhani deutliche Worte findet, vielleicht seinerseits sagt, dass auch der Iran sich nicht mehr an das Abkommen gebunden fühlt. Insofern gehen viele davon aus, dass Pompeo nach Bagdad gereist ist, um in der Region nochmal Flagge und Stärke zu zeigen", so Niemann. Schließlich seien die US-Interessen in den Region unmittelbar betroffen.
Dass Pompeo auf seinem Rückweg in London stoppe, Berlin aber ausgelassen habe, sei aus US-Sicht nachvollziehbar. Großbritannien sei ein spezieller Verbündeter der USA. Hinzu kommt, dass der US-Präsident Anfang Juni in London erwartet wird.