Proteste in Polen "Die Hölle der Frauen"
Seit Tagen gehen sie gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts in Polen auf die Straße. "Wir wollen die Wahl haben", fordern die Demonstrantinnen. In Warschau legten sie den Verkehr lahm. Auch in anderen Städten gab es Proteste.
In Polen sind wieder Tausende Menschen gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts auf die Straße gegangen. Für sie ist das inzwischen "Die Hölle für Frauen" - so steht es auf den Plakaten der Demonstrantinnen. Auch "Ihr habt Blut an den Händen" und "Wir wollen die Wahl haben" ist zu lesen.
In Warschau blockierten vor allem junge Frauen Kreuzungen im Stadtzentrum und legten so den Verkehr lahm. Auch in anderen Städten gab es den fünften Tag in Folge Proteste. Seit einem Urteil des Verfassungsgerichts ist das Land im Aufruhr. Die Gerichtsentscheidung, Schwangerschaftsabbrüche bei einer Fehlbildung des Fötus zu verbieten, kommt einem kompletten Abtreibungsverbot gleich, denn viele legale Gründe gibt es jetzt nicht mehr.
Widerstand auch gegen die Kirche
Seit Jahren setzen sich die rechtskonservative PiS-Partei und die katholische Kirche für eine solche Verschärfung ein. Sie sind fast am Ziel, müssen jetzt aber massive Kritik einstecken. Priester werden beschimpft und beleidigt - das war in dem katholisch geprägten Land bisher fast unvorstellbar.
Die Kirche wirbt inzwischen für Deeskalation und Dialog. Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, rief dazu auf, einen Weg zu finden, um "das Recht auf Leben und die Rechte der Frauen" zu schützen. Zugleich betonte er, vulgäre Ausdrücke, Gewalt, Störungen von Gottesdiensten und Entweihungen seien in einem demokratischen Staat nicht der richtige Weg.
Protestaktionen von Frauenrechtsgruppen
Frauenrechtsgruppen hatten unter dem Motto "Das Wort zum Sonntag" dazu aufgerufen, den Widerstand gegen die Gesetzesverschärfung in die Kirchen zu tragen. Sie werfen der katholischen Kirche vor, maßgeblich zu dem umstrittenen Urteil des Verfassungsgerichts beigetragen zu haben.
Aus Protest gegen das verschärfte Abtreibungsrecht haben Demonstrantinnen Kleiderbügel an das Tor der Residenz des Erzbischof in Breslau gehängt.
In mehreren Städten wurden daraufhin Gottesdienste mit Sprechchören und Plakaten gestört. In Posen musste die Messe daraufhin abgebrochen werden. Mehrere Gotteshäuser und eine Mauer vor der Bischofsresidenz in Lublin wurden mit Slogans besprüht. Vor dem Bischofssitz in Breslau legten Demonstranten Kleiderbügel aus Draht ab - ein Symbol für gefährliche Abtreibungsmethoden.
"Frauenstreik", die wohl mobilisierungsstärkste Oppositionsgruppe Polens, hat zu weiteren Protesten aufgerufen, unter anderem zu einem Generalstreik der polnischen Frauen.