Frauenministerin vor UN Paus fordert "Ära des digitalen Feminismus"
Die deutsche Frauenministerin Paus hat vor den UN eine "Ära des digitalen Feminismus" gefordert. Dabei warnte sie speziell auch vor den gleichstellungspolitischen Folgen von Künstlicher Intelligenz.
Die feministische Außenpolitik ist da. Jetzt braucht es eine Ära des digitalen Feminismus, fordert Bundesfamilienministerin Lisa Paus auf der Sitzung der Frauenrechtskommission in der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Künstliche Intelligenz als Bedrohung der Gleichstellung der Geschlechter. Wenn niemand umsteuere, dann drohe die Digitalisierung die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern zu verschärfen:
Wenn wir es mit künstlicher Intelligenz zu tun haben und die Programmierer de facto alles nur Männer sind, dann schlägt sich das natürlich nieder in entsprechender ungerechter und geschlechter-unsensibler IT und Content im Internet. Und das zerstört tatsächlich das, was wir an gleichstellungspolitischen Erfolgen haben.
Arme und reiche Länder betroffen
Dazu gehörten Algorithmen, die Geschlechterklischees fortschreiben und Randgruppen diskriminieren, ebenso wie der ungerechte Zugang zu Ressourcen - sowohl in ärmeren Ländern als auch in reichen Staaten, erklärte die Ministerin am Rande der Sitzung.
"Es ist auch in Deutschland so, dass Jungen besseren Zugang haben, mehr Computer haben, mehr Handys haben als Mädchen beispielsweise", so Paus. Gerade im Internet seien Mädchen und Frauen zum Beispiel stärker Hate Speech ausgesetzt.
Paus: Deutschland sollte vorangehen
Künstliche Intelligenz lasse sich nicht aufhalten. Deswegen seien alle gut beraten, das Internet so zu gestalten, dass es frei von Diskriminierung und geschlechtergerecht sei, plädiert die deutsche Ministerin vor den Frauenrechtlerinnen und Politikerinnen aus der ganzen Welt: "Zum Beispiel, indem wir die Zahl der Frauen in digitalen Berufen steigern", so Paus. "In diesem Jahr werden allein in Deutschland über 200 Milliarden Euro im digitalen Bereich erwirtschaftet. Doch lediglich 17 Prozent der Arbeitskräfte sind Frauen."
Deutschland habe über die Europäische Union durchaus Möglichkeiten, auf die weltweite Politik und die Tech-Konzerne einzuwirken. Dass das möglich sei, habe sich schon beim Datenschutz gezeigt.
Lange hieß es, das kann man nicht machen. Dann hat die EU sich auf eigene Regeln zum Datenschutz verständigt. Die sind inzwischen mehr und mehr Standard weltweit. Und wir sind gut beraten, das auch bei der künstlichen Intelligenz zu tun.
Derzeit werde auf europäischer Ebene über ein entsprechendes Gesetz zur Künstlichen Intelligenz beraten. Es soll dafür sorgen, dass auch die Risiken der Diskriminierung erkannt und eingedämmt werden. Damit sollen auch Tech-Unternehmen in die Pflicht genommen werden, erklärte Paus vor Journalisten in New York. Das Gesetz sehe auch Geldstrafen bei Verstößen vor. Der Konsens auf der Frauenkonferenz sei klar: Das Internet dürfe nicht zum Treiber für noch mehr Ungleichheit werden.