Nawaz Sharif

Parlamentswahl in Pakistan Ex-Premier Sharif sieht sich als Sieger

Stand: 09.02.2024 19:22 Uhr

Nach der Parlamentswahl in Pakistan zeichnet sich eine schwierige Regierungsbildung ab. Ex-Premier Sharif erklärte sich zum Wahlsieger, obwohl seine konservative Partei offenbar nur auf Platz zwei landete.

Nawaz Sharif gibt sich als der Sieger dieser Wahl. Im Hauptquartier seiner Partei in Lahore feiern ihn seine Anhänger. Feuerwerksraketen steigen in den nächtlichen Himmel. "I love you too", ruft er seinen Unterstützern zu.

Es gehe darum, Pakistan nun Stabilität zu geben. Zehn stabile Jahre brauche das Land, um wieder auf die Beine zu kommen. "Die PML ist zur größten Partei geworden. Es ist unsere Pflicht, unser Land zu retten und aus der Krise zu führen."

Und der 74-Jährige weiß auch schon, wie das gehen kann: "Heute haben wir das Mandat. Es ist wichtig, dass alle anderen Parteien zusammensitzen, eine Regierung bilden und Pakistan aus den Schwierigkeiten befreien."

Eine Koalitionsregierung also will er bilden, besser gesagt: muss er bilden. Denn seine Partei ist wohl gar nicht die stärkste. Seine konservative Muslim-Liga ist aller Voraussicht nach nur auf Platz zwei.

Werben um Ex-Außenminister als Koalitionspartner

Den wichtigsten Koalitionspartner hat Nawaz Sharif schon genannt: Die Pakistanische Volkspartei von Ex-Außenminister Bilawal Bhutto Zardari. Vorne liegt aber ein anderer: Imran Khan. Genauer: die Kandidaten seiner Partei. Denn der ehemalige Cricket-Star, bis vor zwei Jahren Premier, sitzt seit vergangenem August im Gefängnis.

Noch kurz vor den Wahlen hatte er drei langjährige Haftstrafen bekommen. Seiner Gerechtigkeitspartei PTI seien zudem von Gerichten und der Wahlkommission systematisch Steine in den Weg gelegt worden, klagten Parteiführer.

Die Kandidaten der PTI mussten als Unabhängige antreten, was ihre Chancen schmälerte. Dennoch liegt die PTI bei den Stimmen vorne. Den Tag nach der Wahl gaben sich Anhänger von Khan optimistisch, dass seine Leute gewinnen werden - auch wenn sie Angst vor Wahlfälschungen haben.

Ich habe ja fast geglaubt, dass es eine Verschwörung gegen Imran Khan gibt. Das einige Parteien mit Gewalt sich den Sieg nehmen werden und schon feststeht, wer diese Wahl gewinnt. Aber bisher sieht es nicht so aus. Gerade habe ich die Nachrichten gesehen. Die unabhängigen Kandidaten, also die Khan-Leute, haben gewonnen. Es war also eine faire Wahl.
Khan-Anhänger

Berichte über Wahlfälschungen

Faire Wahlen? Das ziehen viele in Zweifel. Denn nicht nur Khan wurden im Vorfeld die Chancen genommen. Es gibt auch Berichte über Wahlfälschungen. Alleine die Tatsache, dass die Auszählung der Stimmen so lange dauerte, ließ viele skeptisch werden - vor allem bei der Khan-Partei PTI.

Am Wahltag war landesweit das Mobilfunknetz abgeschaltet worden - offenbar um Proteste zu vermeiden und zu verhindern, dass sich über soziale Netzwerke Gerüchte verbreiten.

Dass Khans Kandidaten trotz aller Hindernisse so viele Stimmen bekommen haben, hatte kaum jemand erwartet. Doch die Wahlsieger von der Khan-Partei könnten dennoch das Nachsehen haben - wenn es dem Konservativen Nawaz Sharif nun gelingt, eine Koalition gegen Khan zu formen.

Wie reagieren Khans Anhänger?

Ex-Außenminister Bilawal Bhutto Zardari von der Pakistanischen Volkspartei hatte es im Wahlkampf ausgeschlossen, als Juniorpartner in eine Regierung mit Sharif einzutreten. Angesichts der Stimmenverhältnisse ist es jedoch nicht unwahrscheinlich, dass er es sich noch einmal überlegt.

Fraglich ist, wie sich jetzt die Anhänger von Imran Khan verhalten werden - gerade wenn sie sich um den Wahlsieg betrogen fühlen. Schon einmal, im vergangenen Jahr, waren sie für ihr Idol auf die Straße gegangen. Es hatte Unruhen gegeben - so schwer, wie sie das Land lange nicht gesehen hatte.

Peter Hornung, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 10.02.2024 06:17 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Februar 2024 um 18:28 Uhr.