Erdrutsch in Papua-Neuguinea Den Rettern läuft die Zeit davon
Mehr als 2.000 Menschen sind bei dem Erdrutsch in Papua-Neuguinea wohl ums Leben gekommen. Helfer suchen weiter nach Überlebenden, doch ihre Hoffnung schwindet - viele Häuser sind metertief verschüttet.
Die Verzweiflung ist groß unter den Menschen am Unglücksort. Barfuß, mit Schaufeln, Stöcken oder bloßen Händen buddeln sie nach ihren Angehörigen und Freunden.
Evit Kambu hat vermutlich ihre gesamte Familie bei dem Erdrutsch im südwestpazifischen Inselstaat Papua-Neuguinea verloren, wie sie der Nachrichtenagentur Reuters sagte: Sie vermisse 18 Familienmitglieder. "Sie liegen unter dem Geröll und der Erde, auf der ich stehe. Ich danke allen, die gekommen sind, um zu helfen. Aber ich kann die Leichen nicht bergen, also stehe ich hier hilflos herum."
Einsatz von schwerem Gerät umstritten
Die meisten Häuser sind sechs bis acht Meter tief unter Geröll begraben. Es bräuchte schweres Gerät wie Bagger, um Leichen oder mögliche Überlebende zu bergen. Der Einsatz von schwerem Gerät sei jedoch bei der Bevölkerung umstritten, sagt Serhan Aktokprak, Chef der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in dem Land. Auch wenn dahinter eine gute Absicht stecke, wünschten sich die Bewohner, dass die Körper so gut wie möglich erhalten bleiben.
Das Gebiet, wo die Erde am Freitagmorgen ins Rutschen geriet, liegt im Hochland von Papua-Neuguinea und ist schwer zugänglich. Erschwerend kommt hinzu, dass die Erde weiter in Bewegung ist. "Das Land rutscht weiter, die Felsen stürzen weiter ab", sagt Aktokprak. "Und was noch schlimmer ist: Unter den Trümmern fließt Wasser. Wir befürchten also, dass dieser Schlamm den Boden in eine Rutschbahn verwandeln kann." Eine Gefahr für Rettungsteams und mögliche Überlebende.
Die Hoffnung schwindet
Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich nach Schätzungen örtlicher Behörden vermutlich mehr als 2.000 Menschen in den Hütten auf. Sie seien lebendig begraben worden, schrieb der Katastrophenschutz von Papua-Neuguinea an die Vereinten Nationen. Damit wäre die Zahl der Zahl der Toten deutlich höher als am Wochenende angenommen.
Die Hoffnung der Rettungskräfte, unter der dicken Geröll- und Schlammschicht noch Überlebende zu finden, schwindet. Die Zeit arbeitet gegen sie - mehr als drei Tage nach dem Erdrutsch seien die Chancen sehr gering.
Die USA, Frankreich, China und Australien haben ihre Hilfe angeboten. Doch Zufahrtsstraßen sind verschüttet. Die Hauptstraße in die Region sei komplett blockiert, heißt es im Schreiben des Katastrophenschutzes an die UN.
"Alles wurde dort begraben"
Eine Anwohnerin beschreibt, wie Gärten, Tiere und Menschen unter dem Geröll begraben liegen: "Ihre Gärten wurden ausgelöscht. Tiere und Vieh - alles wurde dort begraben." Die Menschen appellierten an Regierung und NGOs, ihnen Nahrung und Unterkünfte zu geben. Sie hätten gestern damit begonnen, die Leichen zu bergen. "Alle sind immer noch geschockt", sagt die Frau.
Mehr als 1.000 Menschen in der Nähe des Unglücksortes seien derzeit ohne Unterkunft. Sie wurden aus ihren Hütten in der Umgebung evakuiert - aus Sorge, dass die Erde weiter nachgeben könnte. Schwere Maschinen und Bagger sollten eigentlich am Sonntagabend am Unglücksort eintreffen. Der Transport wurde jedoch durch Kämpfe rivalisierender Stämme entlang der Route verzögert.
Die Erde war am Freitagmorgen ins Rutschen gekommen, als viele Bewohner noch schliefen. Laut dem australischen Außenministerium sind mehr als sechs Dörfer betroffen, eines wurde komplett verschüttet.