Erdrutsch verwüstet Dörfer Hunderte Tote in Papua-Neuguinea befürchtet
In Papua-Neuguinea hat ein Erdrutsch Dörfer in einer entlegenen Bergregion verwüstet. Während die Bewohner in den Geröllmassen nach Überlebenden suchen, treffen allmählich Hilfslieferungen ein. Hunderte Menschen könnten ums Leben gekommen sein.
Einen Tag nach einem verheerenden Erdrutsch im Hochland von Papua-Neuguinea zeichnet sich das Ausmaß des Unglücks ab. Eine Lawine aus Schlamm und Geröll begrub gestern Morgen mehrere Dörfer in der entlegenen Provinz Enga, die rund 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port Moresby liegt.
Besonders schwer getroffen hat es die Ortschaft Kaokalam. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sind 300 Einwohner verschüttet worden. Es wird befürchtet, dass Hunderte von Menschen ums Leben gekommen sind. Laut Medienberichten wurde das abgelegene Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Mehr als 1.100 Häuser seien unter den Erdmassen begraben worden.
Gebiet nur mit Hubschrauber erreichbar
Ein Dorfbewohner veröffentlichte in den sozialen Medien Bilder von Menschen, die über Felsen, entwurzelte Bäume und Erdhügel klettern, um nach Überlebenden zu suchen. Im Hintergrund sind weinende Frauen zu hören. Der australische Rundfunk berichtete, der Erdrutsch habe die Zufahrtstraße zum Dorf blockiert. Das Gebiet könne nur mit Hubschraubern erreicht werden.
Der Regierungschef Papua-Neuguineas, James Marape, teilte mit, Katastrophenschutzbeamte, die Verteidigungskräfte und das Ministerium für Bauwesen und Autobahnen seien im Katastrophengebiet im Einsatz.
Wenige Leichen wurden geborgen
Die Einwohnerinnen und Einwohner von Kaokalam und anderen Dörfern wurden im Schlaf von dem Erdrutsch überrascht, wie lokale Medien bereits gestern berichteten. Bilder vom Unglücksort zeigten eine große Masse von Felsen und Erde, die aus dem dicht bewachsenen Mount Mungalo herausgebrochen waren. Am Fuße des Erdrutsches waren die Überreste vieler Wellblechhütten zu sehen.
Im Katastrophengebiet liegt auch das Dorf Yambali mit fast 4.000 Einwohnern. Laut eines Einsatzteams der Internationalen Organisation für Migration (IOM), das bereits vor Ort ist, sollen 60 Häuser zerstört worden sein. Es könnte mehr als 100 Tote geben. Die Zahl der Opfer könnte aber deutlich höher sein, sollte die Zahl der verschütteten Häuser zutreffen. Bis zum Morgen (Ortszeit) waren lediglich drei Leichen aus den Erdmassen geborgen worden.
Hauptverkehrsstraße ist blockiert
Ein Konvoi konnte heute erste Lebensmittel, Wasser und andere Hilfsgüter in das verwüstete Dorf liefern. Nach Angaben des IOM-Einsatzteams benötigen die Bewohner neben Lebensmitteln und Wasser auch dringend Unterkünfte und Decken. Die Hilfsmaßnahmen richteten sich an die Schwächsten, darunter Kinder, Frauen, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen.
Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, sind Bäche, die die Bewohner mit Trinkwasser versorgten, verschüttet worden. Auch die Stromversorgung in der Region sei lahmgelegt. Die Hauptverkehrsstraße der Provinz, die zur Goldminenstadt Porgera führt, sei durch Trümmer blockiert.
USA und Australien wollen helfen
Papua-Neuguinea liegt im südwestlichen Pazifik südlich des Äquators und ist häufig von heftigem Regen betroffen. In diesem Jahr gab es intensive Regenfälle und Überschwemmungen. Im März waren mindestens 23 Menschen bei einem Erdrutsch in einer nahe gelegenen Provinz ums Leben gekommen.
Zehn Millionen Einwohner leben in dem Commonwealth-Land, die meisten in bitterer Armut - trotz reicher Vorkommen an Rohstoffen wie Öl, Gas und Gold. Die Vereinigten Staaten und Australien bauen Verteidigungsbeziehungen zu dem strategisch wichtigen Land auf - ebenso wie China. US-Präsident Joe Biden und der australische Premierminister Anthony Albanese erklärten, ihre Regierungen seien bereit, bei der Bewältigung des Erdrutsches zu helfen.