Überschwemmungen und Evakuierungen "Jahrhundertregen" in Australien
Erst extreme Trockenheit, dann Buschfeuer und jetzt "Fluten des Jahrhunderts": Australien wird von einer Naturkatastrophe nach der anderen überrollt. Tausende Menschen sind vor Überschwemmungen auf der Flucht.
Was bleibt einem zu sagen, wenn plötzlich ein ganzes Haus vorüberschwimmt? "Du meine Güte!" Seit Tagen regnet es im Osten Australiens, Tausende Menschen mussten schon ihre Häuser verlassen. Oder ihre Häuser haben sie verlassen, wie im Falle des jungen Paares, dem die Bleibe davongeschwommen ist, ausgerechnet an dem Tag, an dem sie eigentlich heiraten wollten. Die öffentlich-rechtlichen Sender warnen genauso unaufhörlich, wie der Regen fällt.
Ganze Landstriche im Bundesstaat New South Wales stehen unter Wasser. Felder, Weiden und Straßen sind verschwunden, zahlreiche Gemeinden sind von der Außenwelt abgeschnitten. "Wir werden überschwemmt und das Wasser steigt weiter, in der vergangenen Stunde um dreißig Zentimeter. So schlimm hab ich es noch nie erlebt", sagt ein Anwohner der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Versorgung per Helikopter ist wegen starker Winde schwierig.
Keine Entspannung in Sicht
Westlich von Sydney und weiter die Küste hoch haben die Wassermassen das größte Unheil angerichtet. Hier warnen die Meteorologen auch vor heftigen Wellen und höheren Meeresfluten als üblich. Der endlos rauschende Regen wird zunächst nicht schwächer werden, sagen sie, und auch die Regierungschefin von New South Wales, Gladys Berejiklian, stimmt ihre Bevölkerung darauf ein, dass die kommenden Tage hart werden: Der Katastrophenschutz sei bisher mindestens 8000 Mal im Einsatz gewesen. Etwa 18.000 Menschen an der zentral-nördlichen Küste hätten ihre Häuser verlassen müssen, in den Regionen westlich von Sydney waren es etwa 3000 Menschen. "Wir haben bisher 19 Evakuierungsbefehle erteilt und es werden womöglich noch mehr werden." Es spiele sich ein Wetterereignis ab, wie es nur "ein Mal in 100 Jahren" vorkomme.
Vor wenigen Monaten noch sollten die Australier, vor allem im Osten des Landes, ihre Häuser brandsicher machen. Im vergangenen Jahr suchten die verheerendsten Waldbrände der australischen Geschichte den Kontinent heim. Doch genau so wie bei einem Buschfeuerplan unterrichten die Fernsehsender auch über den Flutnotfallplan: "Wenn Sie können, sichern Sie Fenster und Türen mit Sandsäcken. Vergessen Sie nicht Ihre Haustiere. Helfen Sie Schwächeren."
Katastrophe mitten in der Pandemie
In manchen Vororten Sydneys arbeiten freiwillige Helfer seit 24 Stunden durch, um Sandsäcke zu füllen - aber sie kommen nicht hinterher. Die Fluten steigen zu schnell. 38 Bereiche wurden zu Katastrophengebieten erklärt. Extremwetter hat es in Australien immer gegeben, jedoch nicht in dieser Stärke und in dieser Folge.
"Manche Gemeinden, die von den Waldbränden verwüstet wurden, werden jetzt von den Fluten verwüstet, davor war es starke Trockenheit", so Berejiklian. "Und ich wüsste nicht, dass je zuvor solche Wetterextreme so schnell aufeinanderfolgten - mitten in einer Pandemie. Das sind unglaubliche Herausforderungen, und ich denke, dass wir unsere Widerstandsfähigkeit demonstriert haben. Doch ich weiß, dass es sich für viele Menschen so anfühlt, als ginge es jetzt nicht mehr weiter."
Brände, Dürre, Fluten, Pandemie - in Australien folgt eine Katastrophe auf die andere, und die Menschen sind mit ihren Nerven langsam am Ende. Aber, so Berejiklian, "wir denken an euch und schicken Unterstützung, so gut wir können."