Kommunalwahl in Nordirland Erstmals Mehrheit für katholische Sinn Fein
Bei den Kommunalwahlen in Nordirland hat die katholisch-republikanische Sinn Fein erstmals die meisten Stimmen gewonnen. Für die pro-britische DUP bedeutet das Ergebnis ein Bangen um die Union mit Großbritannien.
Erstmals hat eine Partei die meisten Stimmen bei der Kommunalwahl in Nordirland gewonnen, die eine Vereinigung der britischen Provinz mit dem EU-Nachbarland Irland anstrebt.
Wie die Wahlkommission in der Nacht zum Sonntag mitteilte, sicherte sich die katholisch-republikanische Partei Sinn Fein 144 der 462 Sitze. Das waren 39 mehr als bei der vorherigen Wahl 2019.
Weckruf für Unionisten
Sinn-Fein-Vize Michelle O'Neill sprach von einem bedeutsamen Erfolg. Bereits bei der regionalen Parlamentswahl war die Partei, die einst als politischer Arm der Terrorgruppe IRA galt, erstmals stärkste Kraft geworden.
Die pro-britische Democratic Unionist Party (DUP) erhält 122 Mandate und damit genau so viele wie 2019. DUP-Chef Jeffrey Donaldson räumte ein, dass die Anhänger der Union mit Großbritannien aus dem Ergebnis nun Lehren ziehen müssten.
Der Sieg der Sinn Fein könnte auf lange Sicht eine Kehrtwende für Nordirland bedeuten. Das 1998 geschlossene und der Befriedung Irlands dienende Karfreitagsabkommen sieht nämlich vor, dass die Möglichkeit einer Wiedervereinigung mit der Republik Irland besteht, wenn sich die Mehrheit der Nordiren dafür ausspricht.
Wahlberechtigt bei der Abstimmung am vergangenen Donnerstag waren gut 1,3 Millionen Menschen im kleinsten britischen Landesteil. Die Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent. Wegen des komplizierten Wahlsystems dauerte die Auszählung mehr als zwei Tage.
Sorge vor Abkehr von London
Die Sinn Fein war schon bei den Parlamentswahlen in Nordirland im vergangenen Jahr erstmals stärkste Kraft geworden. Das Land ist derzeit politisch gelähmt. Die DUP boykottiert seit fast einem Jahr die vorgeschriebene Einheitsregierung mit Sinn Fein im Regionalparlament.
Die Unionisten stören sich an den Handelsregeln, die für Nordirland nach dem Brexit gelten. Auch ein zwischen London und Brüssel geschlossener Kompromiss konnte dies bislang nicht ändern.
Eigentlich sollte so eine harte Grenze zum EU-Staat Irland vermieden werden, an der alte Spannungen aufflammen könnten. Stattdessen sind aber Handelsbarrieren zwischen Nordirland und Großbritannien entstanden.