Nord-Stream-Ermittlungen Schweden sieht Schuld bei staatlichem Akteur
Wer steckt hinter den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee? Darüber wird nach wie vor viel spekuliert. Die schwedische Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Staat dafür verantwortlich ist.
Die Explosionen, die im vergangenen Herbst die Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee lahmgelegt haben, sind höchstwahrscheinlich von einem staatlichen Akteur verursacht worden. Zu diesem Ergebnis kommt die schwedische Staatsanwaltschaft, erklärte die Behörde. Die Identität der Täter sei unklar. "Wir hoffen, dass wir feststellen können, wer dieses Verbrechen begangen hat", sagte Staatsanwalt Mats Ljungqvist. Dies sei jedoch schwierig, es sei ein komplexer Fall.
In Anbetracht aller Umstände sei der wichtigste Ermittlungsansatz, "dass ein Staat dahintersteckt". Der Staatsanwalt führte dies unter anderem darauf zurück, dass sich der "Tatort in der Ostsee in einer Tiefe von 80 Metern" befinde. Die Verantwortlichen hätten "in dem Wissen gehandelt, dass sie Spuren hinterlassen würden".
Sprengstoffreste wurden nachgewiesen
An den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland führen, waren am 26. und 27. September insgesamt vier Lecks entdeckt worden. Zwei der Lecks befanden sich in der schwedischen und zwei in der dänischen Wirtschaftszone. Die Pipelines waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Zum Zeitpunkt der Explosionen waren sie nicht in Betrieb, enthielten aber Gas.
Nach Angaben Schwedens steckt Sabotage hinter dem Vorfall. Demnach wurden Sprengstoffreste nachgewiesen. Als Drahtzieher der mutmaßlichen Sabotage wurde unter anderem Russland verdächtigt. Moskau wies die Anschuldigungen zurück und lenkte seinerseits den Verdacht auf Washington. Laut Medienberichten führten bei den Ermittlungen zu den Explosionen jedoch auch Spuren in die Ukraine.
Staatsanwalt: "Sehr große Anzahl von Akteuren" ausgeschlossen
Staatsanwalt Ljungqvist sagte nun, die Ermittler hätten die Art des benutzten Sprengstoffs bestimmen und dadurch "eine sehr große Anzahl von Akteuren" ausschließen können. Um welchen Sprengstoff es sich handelte, sagte er nicht, da die Ermittlungen noch andauerten. Man könne nicht ausschließen, dass eine unabhängige Gruppe hinter dem Anschlag stecke, doch sei es unwahrscheinlich.
Ljungqvist erklärte, der Vorfall sei zu einer offenen Arena für Versuche geworden, das heiß diskutierte Verfahren zu beeinflussen, wahrscheinlich mit dem Ziel, absichtlich Verwirrung zu stiften. "Ich möchte keinen bestimmten Bericht kommentieren, aber ich komme zu dem Schluss, dass viele der heißen Theorien aufgrund dessen, was wir aus der Untersuchung wissen, leicht ausgeschlossen werden können", sagte er.