Virusausbruch in Südindien Nipah - die nächste Epidemie?
Beim Ausbruch des Nipah-Virus‚ in Indien sind mindestens zehn Menschen gestorben. Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation gehört es zu den Erregern, die schwere Epidemien verursachen könnten.
Die Fernsehnachrichten, Zeitungen und Onlinemedien in ganz Indien versuchen, die Bürger aufzuklären. Nipah, von diesem Virus hatte bislang kaum einer gehört. "Jeder, der mit den Opfern in Kontakt stand, muss sofort in Quarantäne", sagt ein Pfleger aus dem südindischen Bundessaat Kerala in den Abendnachrichten.
Diese Leute müssen sich sofort von anderen isolieren. Halten sie sich, gerade in dem Ort, wo die ersten Fälle aufgetreten sind, von ihren Nachbarn fern. Die Blutergebnisse werden uns erst in zwei Wochen vor liegen." Mehr als 90 Menschen aus dem Umfeld der Opfer seien nun unter Quarantäne gestellt worden, haben die Behörden jetzt mitgeteilt. Sie wollen so versuchen, dass sich der Erreger nicht weiter verbreitet.
In Krankenhäusern werden besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um eine weitere Ausbreitung des Erregers zu verhindern.
Experten vor Ort
Gleich, nachdem die ersten Fälle letzten Freitag bekannt wurden, hat die indische Regierung Unterstützung in die betroffenen Gebiete geschickt: "Um Sicherheit zu gewährleisten und auch zur Vorbeugung haben wir ein erfahrenes Team nach Kerala geschickt", sagt der staatliche Gesundheitsminister von Indien. "Sieben Experten werden vom Direktor der nationalen Krankheitskontrolle angeleitet, auch ein Tierarzt ist mit an Bord."
Denn Nipah ist ein Virus, das von Fruchtfledermäusen übertragen wird, über deren Speichel oder Urin. Knabbern die Fledermäuse Früchte an und werden die wiederum von Säugetieren oder Menschen gegessen, ist die Ansteckungsgefahr groß.
Bisher kein Heilmittel gefunden
Vor allem beim Menschen verlaufe die Krankheit oft tödlich, sagt der Mikrobiologe Dr. Navin Dang: "Wir hatten ja schon zwei Ausbrüche zuvor in Indien. Beim ersten starben fast alle, die sich angesteckt hatten. Beim zweiten starben 65 bis 70. Ich möchte keine Panik verbreiten, aber es gibt leider keinerlei Medikamente, um Nipah zu heilen."
An einem Brunnen versuchen Experten, möglicherweise infizierte Fledermäuse zu fangen.
Für jeden gefährlich
Die ersten Todesopfer beim derzeitigen Ausbruch gehörten alle zu einer Familie in Südindien, in deren Brunnen tote Flughunde gefunden wurden. Auch eine Krankenschwester, die die ersten Betroffenen behandelt hatte, ist nun gestorben. Das bedeutet, dass das Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. "Es ist gefährlicher als das Zika-Virus", sagt Dr. Dang. "Zika betrifft ja vor allem die schwangeren Frauen, aber bei Nipah kann jeder betroffen sein."
Erreger vor 20 Jahren in Malaysia entdeckt
Zum ersten Mal entdeckt wurde das Nipah-Virus in Malaysia, daher auch der Name, so heißt das Dorf, in dem viele Menschen vor rund 20 Jahren daran erkrankt sind. Seitdem taucht das Virus vor allem in Südasien auf, öfter mal in Bangladesch und nun eben zum dritten Mal in Indien.
Das Virus breite sich also vor allem in tropischer Umgebung aus, sagt der Mikrobiologe Dang: "Die Ausbreitung kann man auf eine lokale Umgebung eingrenzen. Kein Grund zur Panik. Aber die ganze Welt ist ja nun quasi ein kleiner Ort geworden. Jeder infizierte Patient kann den Virus hinaus tragen. Und ein Flugzeug ist, ich würde es mal so ausdrücken, eine sehr fruchtbare Zone, um Infektionen zu streuen, über die Klimaanlagen dort."
Die Weltgesundheitsorganisation sagt, das Nipah-Virus sei einer von acht Erregern, der eine weltweite Epidemie auslösen könnte.