Banken-Kritik auch von Gewerkschaften und Prominenten Anti-Wall-Street-Protest bekommt neue Unterstützer
Die Proteste gegen die Macht der Banken und die Wohlstandsverteilung in den USA wachsen: Gewerkschaften und einige Prominente haben sich hinter die Bewegung "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street") gestellt. In immer mehr Städten macht das New Yorker Beispiel Schule.
Von Sabrina Fritz, ARD-Hörfunkstudio Washington
Die bunte Mischung der Wall-Street-Rebellen bekommt prominente Unterstützung. Die amerikanischen Gewerkschaften unterstützen die Demonstranten. Tausende zogen auch gestern wieder durch das New Yorker Bankenviertel. Die amerikanische Transportgewerkschaft ATU schreibt dazu in einer Erklärung: "Beifall für die Wall-Street-Aktivisten, für ihren Mut und ihre Stärke, Gier und Korruption an der Wall Street offenzulegen." Weiter heißt es: "Es wurde Zeit, dass dies passiert. Die arbeitende Bevölkerung hat schon genügend Opfer gebracht." Die Gewerkschaft sagte zu, Lebensmittel und andere Hilfsmittel zu spenden, Mitglieder zu schicken und Informationen zu verbreiten. Auch die Lehrer-Gewerkschaft hat angekündigt, auf die Straße zu gehen.
Für Larry Birns, Direktor des Council on Hemispheric Affairs - eines liberalen Think Tanks zu politischen Fragen der westlichen Hemisphere und inter-amerikanischen Beziehungen - passt das ins Bild. Er sagte in einem Fernsehinterview: "Es sind viele Menschen draußen, die noch nie in ihrem Leben demonstriert haben. Aber sie suchen seit Monaten einen Job und finden keinen."
Am Rande der Demonstration in New York kam es zu Ausschreitungen. Etwa ein Dutzend Menschen wurde in Polizeigewahrsam genommen.
Von "Occupy Boston" bis "Occupy Denver"
Die Proteste gegen Banken und andere amerikanische Unternehmen, der Frust über Millionenabfindungen und Steuererleichterungen für die Reichen im Land, während viele Amerikaner keinen Job finden, hat inzwischen viele Bundesstaaten erreicht. In Colorado, in Massachusetts und in der Hauptstadt bilden sich dank des Internets ähnliche Gruppen. Es gibt nach dem Vorbild "Occupy Wall Street" einen Aufruf zu "Occupy Denver" am kommenden Wochenende, Krankenschwestern wollen unter dem Slogan "Occupy Boston" gegen ihre Arbeitsbedingungen demonstrieren.
Proteste in Washington geplant
Heute soll die Protestbewegung die Hauptstadt Washington erreichen. Mehr als 150 verschiedene Gruppen wollen sich auf dem Freedom Plaza, einem Park in der Nähe des Regierungsviertels, versammeln.
Es geht um weniger Geld für das Militär und die Banken, dafür mehr Geld für Schulen, Arbeitslose und Rentner. Die Politik schweigt bislang zu den Protesten. Präsident Barack Obama fordert allerdings schon lange, dass die Reichen im Land mehr Steuern zahlen müssen. Dabei wird er jedoch von den Republikanern und vor allem von der konservativen Tea-Party-Bewegung ausgebremst. Politikexperten sehen deshalb in den Wall-Street-Protesten auch eine Gegenbewegung zur Tea Party.
Unterstützung von prominenter Seite
Doch auch einige reiche, prominente Amerikaner haben Verständnis für die Wut auf die Wall Street: Milliardär Warren Buffet, der sein Geld vor allem mit Aktiengeschäften gemacht hat, sagte im amerikanischen Fernsehen: "Es muss ein gerechtes Steuersystem geben. Ich verstehe diese Leute, sie finden keinen Job, ihre Familien leiden und sie haben vielleicht ihr Haus verloren."
Auch andere Prominente wie die Schauspieler Alec Baldwin, Susan Sarandon oder Filmemacher Michael Moore unterstützen die Demonstranten.