Michael Jackson

Zehn Jahre nach Tod des Popstars TV-Doku belebt Vorwürfe gegen Jackson

Stand: 04.03.2019 12:35 Uhr

Auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz hatte die Familie von Michael Jackson den Sender HBO verklagt. Sie streiten über eine TV-Doku, die Missbrauchsvorwürfe erhebt. Nun wurde der erste Teil gesendet.

Die Vorwürfe in der zweiteiligen TV-Doku "Leaving Neverland" über Michael Jackson wiegen schwer. In dem nun im US-Bezahlsender HBO erstmals ausgestrahlten ersten Teil erzählen zwei heute über 30 Jahre alte Männer und deren Familien, wie Jackson die beiden im Kindesalter angeblich sexuell missbrauchte.

James Safechuck ist einer der beiden. Er sagt, es habe eine Art Geheimcode gegeben, wenn er mit dem Popstar in der Öffentlichkeit war und der an Sex dachte. Er habe seine Handinnenfläche gestreichelt. An Safechuck soll sich Jackson das erste Mal vergangen haben, als er zehn Jahre alt war.

Safechuck war acht Jahre alt, als er den Popstar - damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere - zum ersten Mal traf. Das war bei Dreharbeiten für einen Pepsi-Werbespot. Gemeinsam standen der Junge und der Mega-Star vor der Kamera. "Er ist der größte Entertainer, ein kreatives Genie. Und dieses Genie denkt, dass Du etwas besonderes bist. Was soll man daran nicht mögen", sagt Safechuck.

Backstage-Besuch bei Michael Jackson

Wade Robson war fünf Jahre alt als er in Brisbane in Australien einen Tanzwettbewerb gewann. Als Sieger erhielt er einen Backstage-Besuch bei Michael Jackson. Zwei Jahre später wendete sich Robsons Mutter an den Popstar und fragte, ob ihr Sohn ihn auf seiner Neverland Ranch in Kalifornien besuchen darf. Daraus entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen dem damals Siebenjährigen und Jackson. Der Junge zog mit Mutter und Schwester nach Kalifornien.

"Er war einer der nettesten, sanftesten und liebevollsten Menschen, die ich kannte. Er hat mir enorm bei meiner Karriere geholfen. Und er hat mich sieben Jahre lang sexuell missbraucht", sagt Robson. Immer wieder habe Jackson ihm gedroht, wenn die Geschehnisse bekannt würden, käme er für den Rest seines Lebens in Gefängnis.

Aufnahme aus dem Jahr 2003 von Michael Jacksons Neverland Ranch in Santa Ynez außerhalb von Santa Barbara, Kalifornien.

Die Neverland Ranch im Jahr 2003. "Sie ließen ihre Jungen Nacht für Nacht im Bett von Jackson schlafen und haben nicht nachgedacht."

Berichte über hundertfachen Missbrauch

Die vierstündige Doku von Filmemacher Dan Reed lässt die Familien der beiden mutmaßlichen Missbrauchsopfer ausführlich zu Wort kommen. Der Film ist weder reißerisch noch effektheischend. Er erzählt in ruhigen Bildern von der Entstehung eines mutmaßlichen Verbrechens. Robson und Safechuck berichten von hundertfachem Missbrauch durch Jackson - vor allem auf der Neverland Ranch.

Der Film zeigt aber auch die Geschichte eines Versagens - der Eltern nämlich. Gegenüber dem Radiosender NPR sagt Dokumentarfilmer Reed: "Jackson war für viele Mensch so ein großer Star, dass sie ihre kritische Einstellung ihm gegenüber verloren." Das gelte auch für die Mütter von Robson und Safechuck. "Sie waren fasziniert von dem ihm, und sie ließen ihre Jungen Nacht für Nacht im Bett von Jackson schlafen und haben nicht nachgedacht."

Die Brüder von Michael Jackson: Jackie, Tito und Marlon, von rechts aus gesehen. Ganz links: Taj Jackson, Sohn von Tito Jackson

Die Brüder von Michael Jackson: Jackie, Tito und Marlon, von rechts. Ganz links: Taj Jackson, Sohn von Tito Jackson. Die Familie hat der Doku widersprochen.

Klage von Jacksons Familie gegen HBO

Robson hatte den Sänger 2005 im spektakulären Missbrauchsprozess im kalifornischen Santa Maria noch verteidigt und unter Eid vom Pädophilie-Verdacht entlastet. Jackson war damals freigesprochen worden. Diese angebliche Ungereimtheit werfen Kritiker der Doku vor. Filmemacher Reed widerspricht. "Wir zeigen die Dynamik der Pädophilie", sagt er. "Es gibt da diese tiefe Verbindung, die zwischen Täter und dem Kind entsteht. Und das verstehen viele Eltern nicht." Deshalb würden jetzt alle auf Robson zeigen und sagen, dass er Michael Jackson doch 2005 vor Gericht verteidigt habe. "Ich will, dass Eltern und Opfer besser verstehen, wie sexueller Kindesmissbrauch überhaupt entsteht."

Die Familie von Michael Jackson widersprach der Doku. Sie kritisiert, man sei von dem Filmemacher überhaupt nicht befragt worden. Die Jackson Familie verklagte den Sender HBO auf 100 Millionen Dollar Schadenersatz.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 04. März 2019 um 05:42 Uhr und im Deutschlandfunk um 12:45 Uhr.