Blitzvisite am Hindukusch Merkel besucht Soldaten in Afghanistan

Stand: 18.12.2010 09:02 Uhr

Bundeskanzlerin Merkel ist zu einem Truppenbesuch nach Afghanistan gereist. Im Feldlager in Kundus gedachte sie der Toten des Einsatzes. Anschließend sprach die Kanzlerin mit Soldaten und dankte ihnen für ihren Einsatz. Dabei sprach sie von "Kämpfen wie im Krieg". Überschattet wird die Visite vom Tod eines Soldaten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zu einem Blitzbesuch nach Afghanistan gereist. Sie landete im nordafghanischen Kundus, wo sie unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen das Feldlager der Bundeswehr besucht. Begleitet wird die Kanzlerin von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker. Es ist Merkels dritter Besuch in Afghanistan nach 2007 und 2009. Zum Auftakt ihres Besuches ging die Kanzlerin zum Ehrenhain im deutschen Feldlager in Kundus.

Tod eines Soldaten überschattet Visite

Überschattet wird der Besuch vom Tod eines deutschen Soldaten, der kurz vor Merkels Besuch bei einem Unfall starb. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam sagte, dass "keine Gefechtssituation" vorgelegen habe. Der 21-Jährige wurde nach Bundeswehr-Angaben mit einer Schusswunde schwer verletzt in einem Außenposten in der Provinz Baghlan aufgefunden. Bei einer Notoperation starb der Hauptgefreite. Nach Angaben von "Bild.de" löste sich vermutlich ein Schuss, als der Soldat seine Waffe reinigte. Merkel und zu Guttenberg zeigten sich sichtlich berührt. Der Minister sagte: "Gut, dass wir da sind."

"Kämpfe wie im Krieg"

Merkel sprach im Feldlager anschließend mit Soldaten, die an der Offensive im vergangenen Monat im Unruhedistrikt Char Darah beteiligt waren. In schweren Gefechten, die vier Tage andauerten, waren die Taliban dabei aus dem Süden des Distrikts vertrieben worden. Die Kanzlerin sagte zur Schilderung der Kämpfe: "Das ist etwas, was wir bisher nur aus Kriegsbüchern kannten."

Anschließend sagte sie vor mehreren hundert Soldaten: "Wir haben hier nicht nur kriegsähnliche Zustände, sondern Sie sind in Kämpfe verwickelt, wie man sie im Krieg hat." Dies sei "für uns eine völlig neue Erfahrung. Wir haben das sonst von unseren Eltern gehört im Zweiten Weltkrieg." Das sei aber eine andere Situation gewesen, weil Deutschland damals Angreifer war.

"Ohne Sie könnten wir nicht so sicher leben"

"Der Grund, warum ich auch hier bin, ist, Ihnen Dankeschön zu sagen", betonte Merkel. "Wir wissen, dass das eine extrem gefährliche Sache ist und sich viele noch lange nach dem Einsatz damit rumplagen, was sie hier erlebt haben." Das militärische Engagement am Hindukusch diene auch der Sicherheit Deutschlands. "Ohne Sie könnten wir nicht so sicher leben, und das müssen wir den Menschen auch sagen". Zur ablehnenden Haltung vieler Bundesbürger zum Einsatz sagte die Kanzlerin: "Die Bevölkerung sieht diesen Einsatz zum Teil skeptisch, und trotzdem ist sie stolz auf Sie."

2010 kamen acht deutsche Soldaten bei Anschlägen und Gefechten in Afghanistan ums Leben - mehr als je zuvor. Mit dem jüngsten Unfallopfer kostete der Einsatz am Hindukusch bisher 45 deutsche Soldaten das Leben. Von ihnen starben 27 bei Anschlägen und Gefechten.

Guttenberg: Zweite Reise in dieser Woche

Der Verteidigungsminister war erst am Montag in den beiden deutschen Feldlagern Kundus und Masar-i-Scharif gewesen. Er hatte seine Frau Stephanie und den Fernsehmoderator Johannes B. Kerner mitgenommen, was ihm von der Opposition im Bundestag den Vorwurf der Selbstinszenierung eingetragen hatte. Es ist nun der achte Aufenthalt Guttenbergs seit seinem Amtsantritt als Minister im Herbst 2009.