Parteivorsitz der Tories May steigt aus
Es ist ein Rücktritt in zwei Akten: Heute gibt Theresa May den Vorsitz der Tories ab. Die potenziellen Nachfolger stehen längst bereit. Ende Juli folgt Part II: der Auszug aus der Downing Street.
Vor zwei Wochen hatte Theresa May angekündigt, dass sie heute den Parteivorsitz der Konservativen abgeben und den Weg für die Wahl eines Nachfolgers frei machen werde. Und solange die Tories die Regierung stellen, wird der neue Parteivorsitzende auch Regierungschef.
May stand eigentlich schon seit der vorgezogenen Unterhauswahl 2017, bei der die Konservativen die absolute Mehrheit verloren, vor dem Rücktritt. Sie hielt aber zäh an ihrem Amt fest - bis jetzt: Blockiert von der Opposition und den Brexit-Hardlinern in ihrer Fraktion musste sie am Ende aufgeben. Es sei ihr eine große Ehre gewesen, dem Land, das sie liebe, zu dienen, erklärte May vor ihrem Amtssitz in der Downing Street mit tränenerstickter Stimme.
Die potenziellen Nachfolger stehen bereit
Noch allerdings steht der Möbelwagen nicht vor der Tür. May wird auch nach ihrem Rückzug vom Parteivorsitz noch ein paar Wochen Premierministerin bleiben. Die Kandidaten laufen sich aber bereits warm. Zurzeit macht sich etwa ein Dutzend Hoffnung auf die May-Nachfolge. Offiziell müssen die Bewerber bis zum Montag ihre Kandidatur erklärt haben.
Unter ihnen ein paar alte Bekannte, die schon 2016 die Nachfolge David Camerons antreten wollten. Andrea Leadsom hatte es damals mit May zusammen in die Stichwahl geschafft, stieg dann aber aus dem Rennen aus und machte May so zur Premierministerin. Sie habe offenbar nicht genügend Unterstützung, um eine starke und stabile Regierung zu führen, erklärte Leadsom damals.
Heraus katapultiert hatte sie sich durch unglückliche Äußerungen in einem Interview, in dem die Mutter Leadsom die Kinderlosigkeit ihrer Konkurrentin May thematisiert hatte. Jetzt versucht sie es erneut. Im Gegensatz zu May war Leadsom schon vor dem Referendum für den Austritt aus der EU.
Der Brexit-Hardliner Nummer Eins als Favorit
Favorit für die Nachfolge ist allerdings Boris Johnson, Ex-Londoner Bürgermeister und Ex-Außenminister. Bei den Parteimitgliedern ist er immens populär, und auch in der Fraktion hat er diesmal deutlich mehr Fürsprecher als 2016. Damals hatte er in letzter Sekunde seine Kandidatur zurückgezogen.
Johnson hatte zusammen mit Michael Gove vor dem Referendum die Kampagne für den Brexit angeführt. Gove hatte zunächst versprochen, Johnsons Kandidatur zu unterstützen, hatte dann aber kurz vor Meldeschluss seine eigene Bewerbung eingereicht und zerstörte so Johnsons Ambitionen auf Parteivorsitz und Premierministeramt. Und dabei fand Gove damals, dass er selber sich gar nicht zum Premierminister eigne:
Ich habe eigentlich alles getan, um nicht als Kandidat infrage zu kommen. Ich war so zurückhaltend, weil ich meine Grenzen kenne. Was immer Charisma sein mag - ich habe es nicht.
Erst wählt das Unterhaus, dann die Parteibasis
Der Un-Charismatiker, der jetzt als Umwelt- und Agrarminister dient, schied 2016 schnell aus dem Rennen aus, jetzt versucht Gove es aber noch einmal.
In den ersten Runden stimmen die konservativen Unterhausabgeordneten ab. Die Kandidaten mit der geringsten Zustimmung scheiden aus, bis am Ende nur noch zwei Bewerber übrig bleiben. Über sie stimmen in einer Urwahl die Parteimitglieder ab.
Ende Juli soll dann der Möbelwagen vor der Downing Street vorfahren.