Corona-Krise in den USA Ein schwimmendes Lazarett für New York
Weil die Krankenhäuser in New York überlastet sind, schickt die Marine ein Lazarettschiff in die Stadt. Es hat 1000 Betten - ist aber trotzdem kaum mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Von Peter Mücke, ARD-Studio New York
Normalerweise legen am Hafen an der Westseite Manhattans Kreuzfahrtschiffe mit Touristen an. Doch nichts ist derzeit normal in New York. "Der Präsident hat recht, es ist Krieg", sagt der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Coumo.
Und so geht mit der "USNS Comfort" ein Schiff der US-Marine vor Anker. Als das schwimmende Militär-Krankenhaus mit 1000 Betten und zwölf Operationssälen zum letzten Mal hier anlegte - nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001- war New York auch im Krieg.
Der Feind ist heute ein anderer. Doch die Reaktion auf den Feind müsse die gleiche sein, sagt Bürgermeister Bill de Blasio: "Es ist eine Atmosphäre wie zu Kriegszeiten. Wir müssen jetzt zusammenrücken. In Friedenszeiten kann man sich streiten, im Krieg muss man zusammenstehen."
Dank an Trump
Und so dankten sowohl de Blasio als auch Cuomo - beide dem Präsidenten sonst in herzlicher Abneigung verbunden - Donald Trump dafür, dass er das Schiff nach New York kommandiert hat. "Dieses Schiff ist nicht nur eine Hilfe, weil es Betten zur Verfügung stellt und Personal und Ausrüstung. Es ist auch ein Zeichen der Hoffnung, das der Moral der New Yorker noch mal einen Schub verleiht. Und es ist ein Signal an die Helden in den Krankenhäusern, dass Unterstützung und Hilfe auf dem Weg sind."
Kaum Entlastung
Bei allem Pathos musste De Blasio dann aber einräumen, dass es eigentlich 40 Schiffe dieser Größe bedürfe, um auf den Höhepunkt der Corona-Krise vorbereitet zu sein. Diese erwarten Experten in zwei bis vier Wochen. Bis dahin sollen in Hallen und Kongresszentren insgesamt acht provisorische Krankenhäuser mit mehreren tausend Betten eingerichtet werden.
Sie alle sollen - wie auch die "USNS Comfort" und ein kleines Feldlazarett im Central Park - dazu dienen, die Krankenhäuser von Nicht-Corona-Patienten zu entlasten, so de Blasio. "Meine Aufgabe ist es, den New Yorkern die Wahrheit zu sagen. Ich werde Euch sagen, wenn es ins Getümmel der Schlacht geht. Und ich werde Euch sagen, wenn die Schlacht vorbei ist. Heute muss ich Euch sagen: Die harten Wochen kommen erst noch."
Preise für Beatmungsgeräte steigen drastisch
Das gilt vor allem für das Krankenhauspersonal, das zum Teil heute schon am Limit arbeitet und mangelhafte Ausrüstung beklagt. Es fehlt an Schutzbekleidung, Atemmasken und vor allem Beatmungsgeräten, die schwer zu beschaffen sind. Zudem machen sich die US-Bundesstaaten auf dem Markt gegenseitig Konkurrenz, sagt Gouverneur Cuomo:
Wir haben eine Situation, in der gerade alle die gleiche Produkte kaufen - ironischerweise auch noch in China, wo die Krise begann. Wir kämpfen gegen uns selbst und treiben den Preis in die Höhe. Vor zwei Wochen konnten wir ein Beatmungsgerät noch für unter 20.000 Dollar kaufen. Jetzt kosten sie 50.000 Dollar - wenn man überhaupt noch welche findet.
Und dann verfällt Cuomo wieder in Kriegsrhetorik: Es müsse jetzt darum gehen, die Soldaten so auszustatten, dass sie den Kampf gegen das Virus gewinnen könnten. "Die Soldaten in diesem Kampf sind unsere Ärzte, Schwestern und Helfer in den Krankenhäuser. Das sind die Truppen, die für uns in diese Schlacht ziehen."