Coronavirus in den USA "New York ist Hochrisikogebiet"
Back to business - am liebsten so schnell wie möglich. So will es US-Präsident Trump. Doch die Zahl der Corona-Infektionen in den USA steigt rasant. Besonders dramatisch ist es in den Großstädten wie New York.
In gut zwei Wochen könnten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den USA gelockert werden - sagt zumindest US-Präsident Donald Trump. Doch Experten, viele Politiker und vor allem die Zahlen sprechen dagegen, dass es so kommen wird. Denn: Mehr als 55.000 Infektionen wurden laut Johns-Hopkins-Universität in den USA bereits gemeldet - allein am Dienstag waren es mehr als 10.000 Neuinfektionen.
Der Gouverneur des besonders betroffenen Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, wies Trumps Andeutungen zurück, die US-Wirtschaft in der Corona-Krise trotz der Gefahr für die Bevölkerung wieder hochzufahren. "Wir werden nicht selektieren und sagen: 'Das waren alte Leute, das waren verwundbare Leute, die mussten ja sowieso irgendwann sterben, also lasst uns weitermachen'." Er gehe nicht davon aus, dass irgendein Amerikaner das wolle. "Und als Gouverneur des Staates New York kann ich Ihnen schwören, dass ich das niemals tun würde."
New York entwickelt sich zum Brandherd
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte, die USA könnten bald das neue weltweite Zentrum der Pandemie werden. "Wir sehen jetzt eine sehr starke Beschleunigung der Fallzahlen", sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris. Die USA hätten "einen sehr großen Ausbruch und einen Ausbruch, der an Intensität zunimmt". 85 Prozent der Neuinfektionen, die in den vergangenen 24 Stunden gemeldet worden seien, entfielen auf die USA und Europa.
Die Metropole New York entwickelt sich zunehmend zum Brandherd in der Coronakrise. Inzwischen kämen 60 Prozent aller neuen Fälle in den USA aus dem Großraum New York, sagte US-Vizepräsident Mike Pence am Dienstagabend im Weißen Haus. Er rief New Yorker, die die Stadt verlassen haben, dazu auf, sich in eine 14-tägige Selbstquarantäne zu begeben. "Wir müssen den Großraum New York City als Hochrisikogebiet betrachten."
Im gesamten Bundesstaat New York wurden bislang mehr als 30.000 Infizierte bestätigt, etwa die Hälfte davon im Stadtgebiet New York. Nach Angaben von Gouverneur Cuomo werden 3800 Menschen mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt, 900 von ihnen liegen auf der Intensivstation.
"Wir haben die Kurve nicht abgeflacht"
"Wir haben die Kurve nicht abgeflacht, die Kurve wächst an", bilanzierte Cuomo in einem Konferenzzentrum, das derzeit in ein Not-Krankenhaus umgewandelt wird. Die Pandemie rolle nicht wie von einem Experten vorhergesagt wie ein "Güterzug" durch das Land, sondern wie ein "Hochgeschwindigkeitszug".
Er warnte, die benötigte Zahl der Krankenhausbetten für Intensivpatienten könne zum Höhepunkt der Pandemie auf 40.000 ansteigen. Bislang standen in dem Bundesstaat nur 3000 solcher Betten zur Verfügung. Cuomo rief die US-Regierung deswegen auf, Tausende zusätzliche Beatmungsgeräte zur Verfügung zu stellen.
Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, fordert Tausende Beatmungsgeräte von der US-Regierung. Archivbild
Ein positives Zeichen sieht Cuomo dennoch: Die Zahl der Menschen, die wegen des Corona-Virus im Krankenhaus behandelt werden müssen, steige inzwischen langsamer an. Am Sonntag verdoppelte sie sich noch alle zwei Tage, am Dienstag lag die Rate bei 4,7 Tagen.
Um diesen Trend zu halten, verkündete der Gouverneur weitere Einschränkungen: In der Metropole werden erste Straßen komplett für den Verkehr gesperrt und in den Parks sind der Stadt sind Kontaktsportarten wie Basketball nun untersagt. Denn die Zahl der Infizierten steigt trotz allem weiter.
Mediziner in Sorge
Auch US-Mediziner sind alarmiert: Bis vor Kurzem seien die Patienten noch mit relativ milden Symptomen in die Krankenhäuser gekommen, sagte Jolion McGreevy, Leiter der Notaufnahme im Mount Sinai Hospital. Das habe sich aber innerhalb der letzten Woche geändert. Mittlerweile müssten sehr viele Schwerkranke behandelt werden. "Wir wussten, dass das kommt", sagte McGreevy. Doch darüber, dass es so schnell ging, sind auch viele Experten überrascht.
"Vor einer Woche schien es noch lachhaft, dass es bei uns wie in Italien kommen könnte. Heute nicht mehr", schrieb Craig Smith, Chefchirurg der Columbia University an Kollegen.
Angesichts dieser dramatischen Lage verurteilte New Yorks Gouverneur, Aussagen von Präsident Trump, wonach sich die Amerikaner bereit machen sollten, in zwei Wochen wieder zur Arbeit zu gehen, damit die Wirtschaft wieder anlaufen könne. Damit würden man de facto Alte und Kranke opfern. "Das ist nicht der American Way", sagte Cuomo.