Klimaschutz EU einigt sich auf CO2-Vorgaben für Lkw
Nach Pkw nun auch der Nutzverkehr: Die EU hat sich erstmals auf Obergrenzen für den CO2-Ausstoß neuer Lastwagen und Busse geeinigt. Die Auflagen sind laxer als ursprünglich vom Europaparlament gefordert.
Hersteller von Lastwagen und Bussen erhalten erstmals strengere Auflagen für den CO2-Ausstoß neuer Modelle. Unterhändler der Mitgliedsstaaten und des Europaparlaments einigten sich in der Nacht auf die Klimaschutzvorgaben. Demnach muss der durchschnittliche Kohlendioxid-Ausstoß neuer Fahrzeuge von 2030 an um 30 Prozent niedriger liegen als gegenwärtig der Fall. Schon bis 2025 muss der Wert um 15 Prozent sinken. Zudem will Brüssel Anreize für den Einsatz emissionsfreier oder zumindest emissionsarmer Fahrzeuge schaffen. Dies bestätigte die EU-Kommission.
Einzelheiten zu der vorläufigen Einigung wurden zunächst nicht bekannt, sollen aber nach Angaben einer Sprecherin des Rats der Mitgliedsstaaten im Laufe des Tages veröffentlicht werden. Von Seiten der EU-Kommission hieß es aber, man habe einen ausgewogenen und ambitionierten Kompromiss gefunden. Die CO2-Grenzwerte für Lkw würden den Spediteuren beim Spritsparen helfen und allen Europäern bessere Luft verschaffen.
Laxere CO2-Obergrenzen als für Autos
Fahrzeughersteller waren bis zuletzt gegen die angepeilte Verschärfung der Grenzwerte Sturm gelaufen. Sie argumentierten unter anderem, dass alternative Antriebe wie Elektromotoren im Fernverkehr nur schwer anwendbar seien. Allerdings sind die nun vereinbarten Auflagen laxer als jene für Autos, auf die sich die EU-Staaten und das EU-Parlament bereits im vergangenen Dezember verständigt hatten. Bis 2030 muss der Kohlendioxid-Ausstoss von Neuwagen nämlich um 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021 gesunken sein.
Auch für den schweren Nutzverkehr hatten einige noch striktere Auflagen gefordert. So wollte das EU-Parlament etwa ursprünglich eine Senkung der COs-Werte um 35 Prozent bis 2030 und ein Zwischenziel von 20 Prozent bis 2025. Weil dieser Wunsch aber in der nun gefundenen Kompromisslösung endete, kritisierte etwa der niederländische Grünen-Politiker und zuständige Berichterstatter des Europäischen Parlaments, Bas Eickhout, die Mitgliedsstaaten. "Insbesondere Deutschland, Italien und einige zentraleuropäische Länder haben stärkere Klimaziele blockiert", sagte er. Dies schade langfristig nicht nur dem Klima, sondern auch der europäischen Industrie.
Dass die Vorgaben für die Hersteller von Lastwagen und Bussen weniger streng sind als die für Autos liegt aber unter anderem daran, dass Käufer von Lastwagen und Bussen zur Gewinnmaximierung grundsätzlich wesentlich stärker auf einen niedrigen Verbrauch achten als die von Autos. Nutzfahrzeuge, die heute auf dem Markt sind, sind daher bereits verbrauchsoptimiert und haben deshalb nicht so viel Einsparungspotenzial wie Pkws.
Stolz auf neue Verordnung
Grundsätzlich bezeichnete Eickhout die Einigung dennoch als großen Erfolg. Die Verordnung werde dazu beitragen, die Verschmutzung auf den Straßen zu verringern und die Luftqualität zu verbessern, sagte er. In Europa kommt knapp ein Viertel der Treibhausgase aus dem Straßenverkehr. Neben dem Klimaschutz würde die Verordnung auch zukunftsfähige Arbeitsplätze sichern.
Auch der zuständige EU-Kommissar Miguel Arias Cañete begrüßte die Einigung. Damit vollende man den Rechtsrahmen, der das Erreichen der EU-Klimaschutzziele ermöglichen soll, sagte er. Sie sehen bis 2030 eine Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 vor.
Mit Informationen von Stephan Ueberbach, ARD-Studio Brüssel