Demo in Katalonien Für Unabhängigkeit - gegen alle Widerstände
Zum katalanischen Nationalfeiertag wollen heute Hunderttausende für die Loslösung von Spanien demonstrieren. Die Vorbereitungen für die Volksabstimmung sind bereits im Gange - auch wenn das Verfassungsgericht diese für ungültig erklärt hat.
Für die Assemblea Nacional Catalana sind die Tage vor dem 11. September die stressigsten im Jahr. Die Unabhängigkeitsplattform plant und organisiert die Großkundgebung am katalanischen Nationalfeiertag und stattet die vielen Tausend Teilnehmer mit Fahnen, Stickers und Infoheften aus.
Auch Maria und Andreu decken sich an einem Stand der Assemblea gerade mit Material ein. "Unser Nationalfeiertag ist in diesem Jahr wichtiger als in den letzten. Bisher ging es um unser Gefühl der Katalanen - diesmal auch darum, etwas zu erkämpfen", sagt sie. Andreu ergänzt: "Wir öffnen mit unserer Demo quasi die Tür für das Referendum. Friedlich und feierlich werden wir zeigen, wer wir sind - für den 1. Oktober."
Noch drei Wochen bis zum Referendum
Die Großdemo heute soll quasi den Startschuss geben für die heiße Vorbereitungsphase des Referendum, für die letzten drei Wochen. Nach Angaben der Organisatoren haben sich 400.000 Teilnehmer für die Kundgebung angemeldet. 1.800 Busse fahren quer durch Katalonien, um die Menschen alle nach Barcelona zu bringen. Dort sollen sie sich auf zwei zentralen Hauptstraßen versammeln und am Nachmittag auf Kommando spezielle T-Shirts überziehen, leuchtend gelbe, sagt Natalia Esteve, die Vize-Chefin der Assemblea: "Dieses Jahr bilden wir ein großes Kreuz, denn die beiden Straßen, auf denen wir stehen, kreuzen sich. Es soll kein religiöses Symbol sein - eher Kreuz auf dem Wahlzettel beim Referendum. Das wird sehr gut aussehen."
"Das Referendum wird nicht stattfinden"
In Madrid ist man das erwartungsgemäß anderer Meinung. Zentralregierung und Staatsanwaltschaft versuchen, die katalanischen Separatisten und ihr Vorhaben zu stoppen. Die Polizei soll das Versteck der rund 6000 Wahlurnen finden und dafür sorgen, dass keine Stimmzettel gedruckt werden. Ministerpräsident Mariano Rajoy nannte das geplante Referendum Ende der Woche ein weiteres Mal illegal: "Meine Regierung ist in erster Linie dafür verantwortlich - genau wie jede andere Regierung auf dieser Welt - dass Gesetze eingehalten werden. Deshalb wird dieses Referendum nicht stattfinden."
Spaniens Premier Rajoy ist gegen eine Abspaltung Kataloniens.
Kataloniens Regierungschef will Volksbefragung
Rajoy schaltete das spanische Verfassungsgericht ein. Die Richter dort erklärten das regionale Gesetz zum geplanten Referendum für ungültig. Doch an Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont prallt so etwas ab. Er sagte in einer Fernsehansprache: "Ausschließlich das Parlament Kataloniens kann die Regierung, der ich vorstehe, für unfähig erklären. Keine andere juristische oder politische Instanz."
Der katalanische Ministerpräsident hält an seiner Volksbefragung fest. Was die Teilnehmer der Großkundgebung heute erfreut. "Ich denke, wir werden wählen." - "Ich bin auch zuversichtlich. Am 1. Oktober passiert etwas. Das Ja-Lager gewinnt", sagen Maria und Andreu. Dafür wollen sie und viele Tausend weitere Katalanen auf die Straße gehen - um den Wahlkampf der Separatisten mit anzuheizen.