Lob aus Italien für Tsipras "Ein Asteroid, der das Merkel-Europa trifft"
Nicht nur in Spanien schlägt die Sympathie für den Wahlsieger in Griechenland hohe Wellen. Auch in Italien loben die Medien und Politiker - ob links oder rechts - den Syriza-Chef Tsipras. Von einem "griechischen Erdbeben" sprechen die einen, andere von einem "Asteroid, der das Merkel-Europa mitten ins Herz trifft".
Die Medien in Italien beobachten Alexis Tsipras mit viel Wohlwollen - nicht nur, weil er im Wahlkampf die alte italienische Partisanen-Hymne "Bella Ciao" gesungen hat.
Von einem "griechischen Erdbeben" ist jetzt die Rede, und Politiker der Linken wie der Rechten frohlocken gleichermaßen. Die Zeiten der Austerität und der strikten Haushaltsdisziplin seien nun vorbei, heißt es dort. Die bleierne Zeit, in der Europa nicht vom Fleck kommt und woran, wie sollte es auch anders sein, Deutschland schuld ist.
So sagt es Nuccio Altrieri, Parlamentsabgeordneter von Silvio Berlusconis Forza Italia: "Für mich ist das wie ein Asteroid, der das Merkel-Europa mitten ins Herz trifft. Ein Europa, das zur Zeit nur für Rezession sorgt. Die Menschen leiden, die Unternehmen schließen, Menschen finden keine Arbeit. Auch in Italien leiden die Menschen unter einer zu starren Politik der Fesseln, die noch nicht einmal eine Perspektive für die Zukunft schafft."
Und um dieses Bild zu untermauern vergisst kaum eine Zeitung in Italien Jens Weidmann zu zitieren, den Bundesbankpräsidenten, der fordert, Griechenland solle sich auch nach dieser Wahl an die Regeln halten. Deutscher Rigorismus in Reinform - sozusagen.
Der Sieg von Tsipras, so kann man in Italien hören, mache auch anderen Euro-Ländern Mut, die in Schwierigkeiten sind. Jetzt könne, jetzt müsse in Europa neu verhandelt werden.
Renzi schweigt - noch
Matteo Renzi, der Regierungschef, der sonst auf vielen Kanälen präsent ist, schweigt bisher zur Griechenlandwahl. Das mag an der Zerrissenheit seiner Partei Partito Democratico liegen, die gerade versucht, sich auf einen Kandidaten für die Wahl des Staatspräsidenten zu einigen, und deren linker Flügel offen mit Syriza sympathisiert.
Andrea Romano, ein Renzi-Getreuer, versucht denn auch ein Haar in der Suppe zu finden. Er stört sich am rechtspopulistischen Koalitionspartner: "Die Linie dieser Regierung ist nicht links, sondern scheint vom Nationalismus inspiriert zu sein. Ziel davon ist nicht, die nationalen Interessen zu verteidigen, sondern der Versuch, Grenzen zu schließen, sich gegen andere Länder zu stellen. Und das ist ein Risiko auch für Griechenland, das ein großes europäisches Land ist. Die Chance ist, das Europa versteht, dass es Zeit ist, etwas zu verändern."
Etwas mehr Flexibilität könnte es schon sein
Aber auch im Regierungslager hofft man nun mehr oder weniger unverhohlen auf zumindest etwas Rückenwind aus Griechenland, wenn es darum geht, von Europa etwas mehr Flexibilität in Haushaltsfragen zu verlangen. Die könnte auch Italien, das immer noch tief in der Krise steckt, in den Augen vieler gut gebrauchen.