Ukrainisches Flugzeug Iran meldet Festnahmen nach Abschuss
Der Iran hat nach dem Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs "einige" Verdächtige festgenommen. Präsident Rouhani hatte zuvor eine umfassende Aufklärung versprochen. Ausländische Regierungen fordern Transparenz.
Im Zusammenhang mit dem Abschuss der ukrainischen Verkehrsmaschine bei Teheran sind nach Angaben der iranischen Behörden "einige" Personen verhaftet worden. "Wir haben intensive Ermittlungen durchgeführt und einige wurden in diesem Zusammenhang verhaftet", sagte Justizsprecher Gholam-Hussein Ismaili laut der Nachrichtenagentur Isna. Aus welchen Institutionen und Abteilungen die Verhafteten kommen, sagte der Sprecher nicht. Der Fall sei kompliziert und man müsse in vielen Richtungen ermitteln, um zu einem klaren Ergebnis zu kommen.
Versprach eine lückenlose Aufklärung: Hassan Rouhani
Präsident Hassan Rouhani hatte zuvor in einer TV-Ansprache gesagt, dass alle Verantwortlichen bestraft würden. "Das war ein unverzeihlicher Fehler." Es sei ein "guter erster Schritt", dass die Streitkräfte ihren Fehler zugegeben hätten. Seine Regierung sei den Iranern und anderen Nationen, die bei dem Absturz Todesopfer zu beklagen hatten, zur Rechenschaft verpflichtet. "Dieser Fall ist kein normaler Fall und er muss von einem Sondergericht und verschiedenen Experten gründlich und lückenlos untersucht werden."
"Wir wissen nicht, warum es passiert ist"
Der Iran hatte erst am Samstag nach tagelangem Leugnen zugegeben, dass der Absturz der Passagiermaschine am vergangenen Mittwoch nicht auf einen Defekt zurückging, sondern durch einen Raketenbeschuss verursacht wurde. Nun beharren ausländische Regierungen auf einer transparenten Untersuchung. "Wir wissen, was passiert ist. Was wir nicht wissen, ist, warum es passiert ist", sagte die Chefin der kanadischen Verkehrssicherheitsbehörde TSB, Kathy Fox.
Warum war der Luftraum über dem Iran offen? Diese und andere Fragen will Kathy Fox beantwortet wissen.
Fox nannte als offene Fragen, ob der Raketenbeschuss absichtlich gewesen sei oder nicht und warum der Luftraum angesichts des dramatisch eskalierten Konflikts zwischen dem Iran und den USA offen gehalten worden war. Es gebe Anzeichen dafür, dass der Iran ihrer Behörde bei der Untersuchung des Absturzes eine "aktivere Rolle" zugestehen wolle, als "normalerweise erlaubt ist".
Treffen in London
Am Donnerstag soll in London ein erstes Koordinationstreffen der Staaten stattfinden, aus denen bei dem Absturz Menschen ums Leben kamen. Teilnehmen werden die Außenminister von Afghanistan, Großbritannien, Kanada, Schweden und der Ukraine. Das teilte der kanadische Chefdiplomat François-Philippe Champagne mit.
Durch das Treffen solle der Druck auf den Iran aufrechterhalten werden, damit das Land den ausländischen Ermittlern vollen Zugang zum Beweismaterial gewähre und die Untersuchung transparent führe, so Champagne. Auch würden die Außenminister über die angestrebten Entschädigungen für die Hinterbliebenen beraten.
Untersuchung vor Ort
Experten der Internationalen Zivilluftfahrtbehörde werden außerdem vor Ort in die Untersuchung eingebunden. Eine entsprechende Einladung aus Teheran habe man angenommen, gab die Sonderorganisation der UN mit Sitz im kanadischen Montreal bekannt.
Für den Einsatz im Iran seien ranghohe Mitarbeiter und Techniker ausgewählt worden. Sie würden vor Ort als Berater und Beobachter fungieren, hieß es.
Der iranische Al-Kuds-General Soleimani (Archivbild).
Proteste gehen offenbar weiter
In Teheran und anderen Städten wurde offenbar weiter gegen die Regierung protestiert. In sozialen Netzwerken kursieren entsprechende Bilder. Bei den Demonstrationen wurden nach Behördenangaben rund 30 Menschen festgenommen. Ihnen werde Teilnahme an verbotenen Versammlungen vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Justizbehörde laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur Tasnim.
Auslöser der Proteste war, dass die iranische Regierung zunächst eine Verantwortung für den Flugzeugabsturz abgestritten hatte. Vor allem Studenten gingen auf die Straßen und prangerten die geistliche Elite des Landes an.