Temperaturen von über 40 Grad Waldbrände auf Rhodos weiter außer Kontrolle
Noch immer keine Entwarnung für die griechische Urlaubsinsel Rhodos: Hitze und Wind erschweren die Löscharbeiten. Laut Regierung wurden 19.000 Menschen evakuiert. Internationale Verstärkung ist vor Ort.
Nach Angaben der griechischen Regierung sind wegen schwerer Waldbrände auf der Ferieninsel Rhodos seit gestern 19.000 Menschen aus Dörfern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mit. Es handele sich um die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe.
Nach ersten Schätzungen der Polizei seien 16.000 Menschen auf dem Landweg und 3000 Menschen von Stränden aus über das Meer evakuiert worden. Vorsorglich betreffe das bislang zwölf Dörfer sowie sämtliche Hotels in den betroffenen Regionen, etwa die bei Touristinnen und Touristen beliebte Gegend rund um den Ferienort Lindos mit seiner Akropolis aus dem vierten Jahrhundert.
Angaben des Deutschen Reiseverbandes zufolge sind auch deutsche Urlauberinnen und Urlauber von den Evakuierungen betroffen. Die meisten Menschen sollen in den Norden der Insel gebracht worden sein, wo manche provisorisch in Turnhallen und Schulen, auf Fähren und auch privat unterkommen.
Die Behörden riefen zu Sachspenden auf. "Wir haben jetzt 4000 bis 5000 Menschen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht", sagte Thanasis Virinis, ein örtlicher Vizebürgermeister, dem Fernsehsender Mega. Benötigt würden etwa Matratzen und Bettwäsche.
Auch dieser Mann und dieses Kind mussten ein Areal auf Rhodos verlassen.
Erste Ferienflüge gestrichen
Auf der Insel kämpft die Feuerwehr seit nunmehr sechs Tagen gegen die Waldbrände. Noch am Donnerstag hatte die Feuerwehr gemeldet, sie seien unter Kontrolle. Am Samstag kam dann starker Wind auf und trieb die Flammen direkt auf die nun betroffenen Dörfer und Ferienregionen zu.
Die extremen Wetterbedingungen erschweren die Löscharbeiten. Vielerorts herrschen Temperaturen von über 40 Grad Celsius. Eine Entspannung der Lage ist zunächst nicht abzusehen, es soll weiterhin starken Wind geben.
Ein Vertreter der Feuerwehr sprach gegenüber dem Staatssender ERT von drei großen Fronten. Es handele sich um Brände rund um den Ferienort Kiotari, das Dorf Apollona und den Stausee Gadoura. Trotz der Entwicklung landeten neue Ferienflieger, wie der Vizebürgermeister der Insel, Thanasis Virinis, dem Fernsehsender Mega sagte.
Der Reisekonzern TUI kündigte an, alle Flüge nach Rhodos seien bis einschließlich Dienstag gestrichen. Die britische Fluggesellschaft Jet2 sagte für heute alle Flüge auf die Insel ab.
Das griechische Außenministerium richtete am Flughafen der Insel Rhodos einen Hotspot ein, an dem Touristinnen und Touristen unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten sollen, wenn sie wegen der großen Waldbrände auf der Insel über keine Papiere verfügen. Das berichtete der griechische Staatssender ERT. Zahlreiche Menschen hätten unter Umständen ihr Hab und Gut nicht mitnehmen können.
Diese Evakuierten sitzen in Kiotari auf einem Lastwagen.
Internationale Verstärkung
Wegen des Waldbrands auf Rhodos, aber auch anderen großen Bränden in Griechenland reisten mittlerweile Hunderte Feuerwehrleute aus Rumänien, Bulgarien, Polen, der Slowakei und Malta zur Verstärkung an. Frankreich, Italien, die Türkei, Zypern, Israel und Jordanien beteiligen sich mit Löschflugzeugen und Hubschraubern an den Löscharbeiten, teilte der griechische Zivilschutz mit.
Die Behörde warnte für heute für weite Teile Griechenlands vor extrem hoher Waldbrandgefahr. Die höchste Alarmstufe fünf galt - außer für Rhodos - auch für Mittelgriechenland, den Westen und Nordosten der Halbinsel Peloponnes sowie den Großraum Athen und die Insel Euböa.
"Uns stehen noch schwierigere Zeiten bevor"
Die Hitzewelle wird nach Angaben der Meteorologen - mit kleinen Schwankungen - auch in der kommenden Woche andauern. Für Mittwoch wird ein neuer Höhepunkt erwartet, mit Temperaturen um die 46 Grad Celsius in Südgriechenland. "Uns stehen noch schwierigere Zeiten bevor", sagte ein Feuerwehrsprecher.
"Wir werden wahrscheinlich eine Hitzewelle von 16 oder 17 Tagen erleben, die es in unserem Land noch nie zuvor gegeben hat", sagte Kostas Lagouvardos, Forschungsleiter des nationalen Wetterobservatoriums, dem Sender ERT.
Extremwetter auch in Spanien und Italien
Auch andere südeuropäische Länder sind von dem Extremwetter betroffen. Für Cordoba in Andalusien etwa sagte der spanische Wetterdienst Aemet heute bis zu 40 Grad Celsius voraus. In der Hauptstadt Madrid könnte die Temperatur am Nachmittag auf mehr als 35 Grad Celsius klettern.
Im Süden und der Mitte Italiens bleibt es ebenfalls heiß. In Syrakus im Südosten Siziliens wurden gestern laut Zeitungsberichten 46,4 Grad Celsius gemessen. Für die neue Woche erwarten die Meteorologen Rekordtemperaturen von bis zu 48 Grad Celsius. Gestern zogen schwere Unwetter über den Norden des Landes hinweg. In der Provinz Ravenna wurden laut Nachrichtenagentur Ansa 14 Menschen verletzt.
Mit Informationen von Elisabeth Pongratz, ARD Rom