Erdbeben und Tropensturm Haiti fürchtet die Doppelkatastrophe
In Haiti dauern die Rettungs- und Bergungsarbeiten nach dem Beben an. Es wurden bereits fast 1300 Tote geborgen. Hinzu kommt nun die Angst vor dem nahenden Tropensturm.
Rettungskräfte suchen unter Hochdruck in den Trümmern nach Überlebenden. Bagger tragen den Schutt vorsichtig ab - es ist Millimeterarbeit.
Der Interims-Premierminister Ariel Henry verschaffte sich im Süden des Landes in der betroffenen Region selbst einen Eindruck von der katastrophalen Lage. "Viele Häuser sind komplett zerstört. Die Rettungskräfte arbeiten unter Hochdruck, um in den Trümmern noch Überlebende zu finden. Was ich vor Ort sehen konnte und was mich beeindruckt hat, ist die Würde der Menschen, die sie in dieser schlimmen Situation bewahrt haben. Sie sind schwer getroffen, aber kämpfen um ihr Überleben."
Überschwemmungen durch Tropensturm befürchtet
Die Zeit drängt, die Katastrophe könnte sich in den nächsten Stunden weiter zuspitzen. Denn der herannahende Tropensturm "Grace" könnte für weitere Verwüstung sorgen. Es ist mit schweren Regengüssen und entsprechend Überschwemmungen zu rechnen. Gebäude, die beschädigt wurden, könnten nun gänzlich einstürzen.
Auch Serge Chery wurde vom Erdbeben getroffen und steht vor dem Nichts - genau wie viele Menschen um ihn herum. "Wir brauchen unbedingt Zelte. Das ist unsere größte Sorge. Wir brauchen hier mindestens 30.000 Zelte. Wir sind hier einfach nicht auf diese Lage vorbereitet."
Auch nach dem schweren Erdbeben 2010, bei dem mehr als 200.000 Menschen ums Leben kamen, gab es in den Gemeinden kaum Notfallpläne, geschweige denn erdbebensichere Häuser.
Krankenhäuser zerstört, Straßen verschüttet
Auch ein Verwandter von Louis Igeal wurde schwer verletzt, er braucht schnell medizinische Versorgung. "Es gibt so viel Zerstörung. Das Beben hatte eine Stärke von 7,2, sagen die Experten. Die Menschen in Port-au-Prince wissen gar nicht, was hier in Les Cayes los ist. Die Stadt ist verwüstet."
Die Versorgungslage ist schwierig, viele Krankenhäuser wurden beschädigt oder zerstört. Rettungskräfte haben Schwierigkeiten, überhaupt in die betroffene Region vorzudringen. Durch Nachbeben wurden Straßen verschüttet. Und während die Hilfe für die Verletzten gerade erst anläuft, droht bereits die nächste Naturkatastrophe - der Tropensturm "Grace" könnte weitere Todesopfer fordern.