Merkel-Reise in der kommenden Woche Erste Krisenvisite beim griechischen Patienten
Der letzte Besuch ist schon fünf Jahre her - kommende Woche macht sich Kanzlerin Merkel wieder auf den Weg ins krisenerschütterte Griechenland. Viele Griechen geben ihr eine Mitschuld an dem drastischen Sparprogramm. Die Gewerkschaften des Landes kündigten Proteste gegen Merkel an.
Zum ersten Mal seit Beginn der Euro-Krise vor drei Jahren reist Bundeskanzlerin Angela Merkel am kommenden Dienstag auf Einladung von Ministerpräsident Antonis Samaras nach Griechenland. In der Hauptstadt Athen werde sie sich mit Samaras treffen, kündigte Regierungssprecher Steffen Seibert an. Das restliche Programm stehe noch nicht fest. Merkel hatte Griechenland zum letzten Mal im Jahr 2007 besucht.
Teile der griechischen Öffentlichkeit sehen in Merkel eine der Hauptverantwortlichen für das drastische Sparprogramm in dem Land. Nur wenige Stunden nach Bekanntgabe des Besuches kündigten griechische Gewerkschaften einen Proteststreik an. Die Dachverbände der Gewerkschaften des privaten und staatlichen Bereichs (GSEE und ADEDY) riefen die Arbeitnehmer auf, während des Besuchs vor dem Parlament in Athen gegen Merkel zu demonstrieren. In ihrer gemeinsamen Erklärung wenden sich die Gewerkschaften gegen eine "neoliberale Politik Merkels und des führenden Kerns der EU".
Seibert stellte die Reise hingegen als Routinebesuch dar: "Es ist ein normaler Besuch, weil Griechenland und Deutschland enge Freunde und Partner sind." In erster Linie gehe es um eine Erwiderung des Berlin-Besuchs von Samaras im August. Die Reise stehe aber selbstverständlich unter dem Eindruck der sehr schwierigen Situation des Landes. "Wir wollen Griechenland helfen", betonte Seibert.
Besuch vor der "Troika"-Entscheidung
Der Besuch findet kurz vor Entscheidung über die Auszahlung der nächsten Notkredite für Griechenland statt. Der dafür ausschlaggebende "Troika"-Bericht über die Reformfortschritte in dem krisengeschüttelten Land wird noch für diesen Monat erwartet. Seit Wochen herrscht Unklarheit über die finanzielle Zukunft Griechenlands. Das vom Staatsbankrott bedrohte Land liegt bei der Umsetzung der von den internationalen Geldgebern geforderten Reformen und Einsparungen im Rückstand.
"Es ist eine sehr positive Entwicklung", erklärte Samaras zu dem Besuch. Merkel sei "eine führende Persönlichkeit einer großen Macht und eines befreundeten Staates". Zuvor hatte er in einem Interview mit dem "Handesblatt" mit drastischen Worten vor einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und einem Auseinanderbrechen der Gesellschaft gewarnt. Samaras verglich die Lage in Griechenland mit dem Ende der Weimarer Republik.