Proteste in Athen Erneut Ausschreitungen nach Zugunglück
Am Rande von Demonstrationen gegen Sicherheitsmängel der griechischen Bahn ist es in Athen erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen. Demonstrierende warfen Brandsätze. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein.
Nach dem schweren Zugunglück in Griechenland ist es bei Demonstrationen in Athen zu Ausschreitungen gekommen. Eine Gruppe Demonstrierender warf laut der Nachrichtenagentur AFP Brandsätze auf die Polizei. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein. Einige Demonstranten setzten zudem Mülltonnen in Brand und warfen Molotow-Cocktails. Laut der Nachrichtenagentur dpa beteiligten sich rund 100 Autonome an den Protesten. Nach Angaben der Polizei nahmen rund 12.000 Menschen am zentralen Syntagmaplatz vor dem Parlament an der Protestkundgebung teil.
Das schwere Zugunglück trieb Tausende Menschen in Athen auf die Straße.
Ausschreitungen bereits Freitag
Bereits am Freitag war es in Athen zu Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen. Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten waren zunächst friedlich auf die Straßen gegangen. Dann schleuderten vermummte Randalierer Feuerwerkskörper und Steine, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Die Polizei setzte - wie heute - Tränengas und Blendgranaten ein.
Am Dienstag hatte sich das bisher schwerste Zugunglück in der Geschichte des Landes ereignet. Ein Intercity mit rund 350 Personen und ein entgegenkommender Güterzug stießen frontal zusammen, 57 Menschen kamen ums Leben. Es gab zahlreiche Verletzte. Seither kommt es täglich landesweit zu Protestveranstaltungen. Bahnmitarbeiter legen abwechselnd die Arbeit nieder, um auf Sicherheitsmängel aufmerksam zu machen. Sie werfen der Politik vor, jahrelang Forderungen nach technischen Verbesserungen ignoriert zu haben.
Gewerkschaftschef Kostas Genidounias kritisierte: "Nichts funktioniert. Alles muss manuell erfolgen - auf der gesamten Strecke Athen-Thessaloniki." Es gebe keine funktionierenden Signalanlagen, so Genidounias.
Mitsotakis entschuldigt sich auf Facebook
Die Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis macht menschliches Versagen für das Unglück verantwortlich. Das solle aber nicht von der Verantwortung für ein marodes Bahnsystem ablenken, schrieb der Regierungschef auf Facebook. "Als Ministerpräsident schulde ich allen, vor allem aber den Angehörigen der Opfer, eine große Entschuldigung - sowohl persönlich, als auch im Namen all derer, die das Land jahrelang regiert haben."
In seinem Post versprach Mitsotakis die Reparatur des elektronischen Leitsystems und einen Sonderausschuss zu den Versäumnissen der letzten 20 Jahre sowie neue Züge. Verkehrsminister Kostas Karamanlis war bereits zurückgetreten.
Im Fokus steht ein Bahnhofsvorsteher. Er soll den Personenzug auf die falschen Gleise geschickt haben. Medienberichten zufolge hätte der Mann, der im Laufe des Sonntags erneut befragt werden sollte, wegen seines Alters gar nicht erst ausgebildet werden dürfen und war überfordert. Minutenlang seien die Züge vor ihrem Zusammenstoß ungehindert aufeinanderzugerast. Der 59-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, er ist unter anderem wegen Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.