UN-Konferenz zu Plastikmüll "Eine tickende Zeitbombe"
In Paris hat eine fünftägige UN-Konferenz zur Eindämmung von Plastikmüll begonnen. Zum Auftakt gab es dringliche Appelle zu handeln. Sonst drohe sich der Plastikmüll bis 2060 zu verdreifachen, warnte Frankreichs Präsident Macron.
Die Verhandlungen der Vereinten Nationen für ein internationales Plastikabkommen haben in Paris mit dringlichen Aufrufen zum Handeln begonnen. Der französische Präsident Emmanuel Macron warnte zum Auftakt in einer Videobotschaft, von Plastikabfällen gehe eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, die Artenvielfalt und Klimaziele aus. "Plastikverschmutzung ist eine tickende Zeitbombe und schon heute eine Geißel", sagte er.
Wenn man nicht handle, werde sich der Plastikmüll bis 2060 verdreifachen. Priorität müsse es sein, die Produktion von Kunststoffen zu reduzieren und "so schnell wie möglich" die umweltschädlichsten Produkte wie Einwegkunststoffe zu verbieten. "In Zukunft muss alles Plastik auf dem Markt vollständig recycelbar sein", so Macron. Er forderte zudem, den Export von Plastikmüll aus Industriestaaten an Länder des globalen Südens zu beenden.
"Eine globale Gefahr für die Umwelt"
"Unsere Länder, unsere Böden, unser Wasser, unsere Luft und sogar unsere Körper sind von Plastik beeinträchtigt", mahnte auch der Vorsitzende des Internationalen Verhandlungskomitees, Gustavo Meza-Cuadra Velásquez. "Plastikverschmutzung ist überall. Sie kennt keine Grenzen und stellt eine globale Gefahr für die Umwelt und unsere Gesundheit dar."
Die Herausforderung sei riesig, so Velásquez - "aber sie ist nicht unüberwindbar." Lösen könne man das Problem nur gemeinsam. Es brauche ein faires und effektives, rechtlich bindendes Abkommen, das garantiere, dass Müll nur der letzte Ausweg sei.
Der Leiterin des UN-Umweltprogramms Unep, Inger Andersen, warnte, dass Wegwerfplastik die Ökosysteme ersticke. Zur Wahrheit gehöre aber auch, "dass wir uns aus diesem Schlamassel nicht mit Recycling befreien können".
Fünf Verhandlungsrunden bis 2024
Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen wollen der Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 ein Ende setzen. Das Treffen in Paris ist die zweite zwischenstaatliche Verhandlungsrunde für ein solches globales Abkommen. Insgesamt sind fünf Verhandlungsrunden bis 2024 geplant.
An dem Treffen in Paris nehmen UN-Mitgliedstaaten sowie Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler und Gewerkschaften teil. Aus Deutschland war Bundesumweltministerin Steffi Lemke vergangene Woche zu Gesprächen in Paris, um die Verhandlungen vorzubereiten.
Meinungsverschiedenheiten erwartet
Die Beratungen sollen noch bis Freitag andauern. Diskutiert werden ein Verbot von Einwegplastikprodukten und die Anwendung des Verursacherprinzips.
Allerdings dürften starke Meinungsverschiedenheiten der Teilnehmerstaaten die Beratungen erschweren. Eine sogenannte High Ambition-Koalition aus 50 Ländern einschließlich der EU, Ruanda, Norwegen, Kanada, Chile und seit Freitag auch Japan will die Produktionsmengen von Plastik stark zurückfahren. Andere Staaten mit großer petrochemischer Industrie wie China, die USA und Saudi-Arabien wollen hingegen das Problem lediglich mit Recycling und Abfallmanagement angehen.