Islamistischer Terror in Frankreich Millionen Schüler erinnern an toten Lehrer
Die Enthauptung eines Lehrers hatte in Frankreich Entsetzen ausgelöst. Am ersten Schultag nach den Ferien gedachten nun Millionen Schüler des Terroropfers. Zugleich kam es erneut zu anti-französischen Protesten in muslimischen Ländern.
In Frankreich haben rund zwölf Millionen Schülerinnen und Schüler mit einer Schweigeminute an den brutal ermordeten Lehrer Samuel Paty erinnert. Zum Schulstart nach den Herbstferien gab es Gedenkveranstaltungen für den 47-Jährigen, der Opfer einer Terrorattacke geworden war. "Wir sind Frankreich! Wir werden zusammenhalten", schrieb der französische Präsident Emmanuel Macron in einer Botschaft in sozialen Netzwerken.
Frankreichs Premierminister Jean Castex und Bildungsminister Jean-Michel Blanquer besuchten am Vormittag Schulen im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine, in dem Paty gearbeitet hatte. Auch in Deutschland wurde an den ermordeten Lehrer erinnert, unter anderem an Schulen in Hamburg, Berlin und Hessen.
Paty war Mitte Oktober den Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen getötet worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Seine Leiche war enthauptet aufgefunden worden. Die Tat hatte in Frankreich großes Entsetzen ausgelöst. Keine zwei Wochen später starben bei einer Messerattacke in einer Kirche drei Menschen in Nizza - auch hier geht die Staatsanwaltschaft von einem islamistischen Anschlag aus.
Erneut Proteste in muslimischen Ländern
Macron hatte nach dem Mord an Paty die Meinungsfreiheit und die Veröffentlichung von Karikaturen verteidigt. Daraufhin war es in zahlreichen muslimischen Ländern zu Protesten gekommen. Vor der französischen Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta demonstrierten nun erneut rund 400 Menschen.
In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, gingen sogar knapp 10.000 Menschen auf die Straße. Sie forderten einen Boykott französischer Waren und einen Stopp der diplomatischen Beziehungen zwischen Bangladesch und Frankreich. Einige Demonstranten verbrannten Bilder von Macron. Die Protestierenden marschierten von einer großen Moschee in Richtung der französischen Botschaft, sie wurden jedoch von Sicherheitskräften auf dem Weg dorthin gestoppt.
Tausende demonstrierten in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich.
Emirate und Abu Dhabi springen Macron zur Seite
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nahmen Macron unterdessen in Schutz. "Er will nicht, dass Muslime im Westen gettoisiert werden und damit hat er recht", sagte der VAE-Staatsminister für Auswärtiges, Anwar Gargasch, der "Welt". Frankreich habe das Recht, nach Wegen zu suchen, um Muslime zu integrieren und Militanz zu bekämpfen. Der Kronprinz Abu Dhabis, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan, verurteilte in einem Telefonat mit Macron die Terroranschläge in Frankreich, wie die emiratische Agentur WAM meldete.
Macron hatte am Wochenende in einem Interview mit dem arabischen Sender Al-Dschasira erneut die Pressefreiheit verteidigt. Frankreich bekämpfe den Terrorismus, der im Namen des Islam begangen werde - nicht aber den Islam selbst, sagte er. Nach drei Terrorangriffen in den vergangenen Wochen mit mehreren Toten hat die französische Regierung den Schutz von Schulen oder Gotteshäusern verstärkt. Dazu werden auch Soldaten der Anti-Terrormission "Sentinelle" eingesetzt.