Internationale Studie Viele Flüsse trocknen zeitweise aus
Ein Forscherteam hat erstmalig erfasst, dass in bis zu 60 Prozent der Flüsse weltweit zeitweise kein Wasser mehr fließt. Betroffen sind vom Nil bis zur Weil alle Größen. Ein Grund ist der Klimawandel.
Der Nil, der Gelbe Fluss in China oder der nordamerikanische Rio Grande - viele Flüsse trocknen zeitweise aus. Bis zu 60 Prozent der Fließgewässer sind betroffen. Das ist das Ergebnis einer Erhebung internationaler Forscher, die ihre Erkenntnisse in der Zeitschrift "Nature" veröffentlichten.
Ein ausgetrocknetes Flussbett in Australien nahe Stanthorpe 2019. Häufig trocknen Flüsse nur vorübergehend aus.
In besonders trockenen Gebieten der Erde, etwa in Teilen Indiens, in Westaustralien oder der afrikanischen Sahelzone, sind es den Wissenschaftlern zufolge sogar 99 Prozent der Fließgewässer.
Auch in den kühlgemäßigten und feuchten Klimazonen trocknen demnach fast 30 Prozent der Fließgewässer immer wieder aus. Würden auch kleine Bäche berücksichtigt, seien es dort sogar mehr als die Hälfte der Wasserläufe, teilte der Leiter der Forscherteams, Mathis Messager von der McGill University in Montreal, mit.
"Tiefgreifende Auswirkungen auf das Ökosystem Fluss"
Gründe für die ausgetrockneten Flüsse seien der Klimawandel, intensive Landnutzung und der Ressourcenverbrauch, erklärte der Gewässerökologe und Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, Klement Tockner. Auch er war an der erstmaligen Erfassung aller zeitweilig austrocknenden Flüsse weltweit beteiligt. Insgesamt wertete das Team die hydrologischen, klimatischen, bodenkundlichen und geologischen Daten von 5615 Messstationen weltweit aus.
Das Problem der Wassernot: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebe in der Nähe dieser zeitweise trockenfallenden Flüsse. "Dies kann zu einem erschwerten Wasserzugang für Millionen von Menschen führen und hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Ökosystem Fluss und die Natur", sagte Tockner. Denn Flüsse seien wichtig als Lebensraum für zahlreiche Arten, Wirtschaftsfaktor, Transportweg, Energielieferant und Erholungsort.
Trockenes Flussbett am Ufer bei Rheinkilometer 603 in Neuwied
Urselbach und Weil als Beispiel in Deutschland
In Deutschland sind etwa der Urselbach im Vordertaunus und die Weil als Zufluss der Lahn betroffen. Beide waren im vergangenen Sommer vorübergehend trocken. "Natürlich trockenfallende Gewässer sind wertvolle und einzigartige Lebensräume, aber trocknet ein permanent wasserführender Bach oder Fluss aus, dann hat das massive Auswirkungen auf die Natur und schlussendlich den Menschen", warnt Senckenberg-Forscher Tockner.