"Open Arms" darf Balearen anlaufen Retter fordern schnelleres Schiff
Spanien hat dem Rettungsschiff "Open Arms" angeboten, dass die an Bord verbliebenen 107 Migranten auf den Balearen an Land gehen dürfen. Doch die Seenotretter lehnten auch dieses Angebot ab.
Die Lage für die Menschen an Bord des Rettungsschiffs "Open Arms" wird immer schwieriger. Nun hat die spanische Regierung der "Open Arms" angeboten, den nächstliegenden spanischen Hafen anzufahren. In Frage komme neben der Insel Menorca das etwas weiter entfernt liegende Mallorca, teilte die Regierung in Madrid mit.
Doch die spanischen Seenotretter lehnten auch dieses Angebot ab. Darüber könne nur nachgedacht werden, wenn ein besseres und schnelleres Schiff zur Verfügung gestellt werde, so Proactiva Open Arms. Angesichts der Distanz und der Bedingungen auf dem aktuellen Schiff sei Spaniens Offerte unverständlich. Die Balearen liegen mehr als 1000 Kilometer von Lampedusa entfernt.
Eine mehrtägige Überfahrt könne den teils traumatisierten 107 Flüchtlingen nach zweieinhalb Wochen an Bord nicht mehr zugemutet werden, argumentierte "Open-Arms"-Initiator Oscar Camps. "Wir sind überfordert, die 107 Leute zu betreuen, die wir noch an Bord haben", twitterte er.
Die "Open Arms" wartet vor der Küste Lampedusas.
NGO: Spanien ist zu weit weg
Gestern hatte Proactiva Open Arms bereits ein erstes Angebot, den andalusischen Hafen Algeciras anzusteuern, abgewiesen. Die Lage an Bord sei zu prekär, um weitere fünf Tage auf See zu verbringen. Algeciras ist etwa 1800 Kilometern entfernt.
Proactiva Open Arms forderte, Italien und Spanien müssten bei einer Fahrt nach Spanien "die notwendigen Mittel" zur Verfügung stellen. "Unser Boot liegt nur 800 Meter vor der Küste von Lampedusa, und jetzt wollen die europäischen Staaten, dass eine kleine NGO wie unsere nach 18 Tagen Wartezeit noch einmal drei Tage auf See verbringt, bei schlechten Wetterbedingungen und mit 107 erschöpften Menschen an Bord", schrieb die Organisation.
Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli hatte erklärt, die italienische Küstenwache stehe bereit, die "Open Arms" nach Spanien zu geleiten. "Ich hoffe, dass sich der Kapitän dem nicht widersetzt. Das wäre vollkommen unverständlich", betonte Toninelli.
EU-Kommission hofft auf baldige Lösung
Die "Open Arms" befindet sich seit Donnerstag vor Lampedusa, darf wegen der harten Haltung des rechten Innenministers Matteo Salvini die Menschen aber nicht an Land bringen. Die Migranten sind inzwischen seit 17 Tagen an Bord des Rettungsschiffs. Es liegt seit mehreren Tagen vor der Küsten Italiens.
Die Lage war am Sonntag kurzzeitig eskaliert. Migranten sprangen ins Meer - offenbar um nach Lampedusa zu schwimmen. Helfer brachten sie zurück an Bord. Das spanische Fernsehen zeigte Bilder der resignierten Menschen. Einige hatten Weinkrämpfe und wurden von Psychologen betreut.
Die EU-Kommission rief alle Beteiligten dazu auf, eine Lösung zu finden. Das Wichtigste sei, dass die Menschen an Land gehen könnten, sagte eine Sprecherin. Die Kommission sei mit mehreren EU-Staaten in Kontakt, um die anschließende Verteilung der Migranten zu organisieren. Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Portugal, Spanien und Rumänien hatten bereits signalisiert, Menschen aufzunehmen.
Zugleich brachte die Sprecherin ein weiteres Rettungsschiff in Erinnerung: So hoffe die EU-Kommission bei der "Ocean Viking" auf das gleiche Maß an Solidarität wie im Fall der "Open Arms". Das Schiff von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée harrt derzeit mit 356 Migranten zwischen Malta und Italien auf dem Mittelmeer aus.