Feuer in Griechenland Mindestens 18 Tote in Nationalpark entdeckt
Im griechischen Nationalpark Dadia sind die Leichen von 18 Menschen gefunden worden, die offenbar infolge der schweren Waldbrände starben. Auch in anderen Teilen des Landes breiten sich die seit Tagen wütenden Feuer weiter aus.
Im Norden Griechenlands sind im Nationalpark Dadia die Leichen von 18 Menschen gefunden worden, die offenbar durch die anhaltenden Waldbrände in dem Land ums Leben gekommen sind. Ein Sprecher der Feuerwehr bestätigte den Fund der Todesopfer in der Region nahe der türkischen Grenze. Die Toten seien in einer Hütte am Rande des Waldes gefunden und daraufhin Untersuchungen eingeleitet worden.
Mehrere griechische Medien berichteten, es handele sich mutmaßlich um die Leichen von Migranten, die über den Grenzfluss Evros nach Griechenland geflüchtet sein könnten. Die Region werde häufig als Route für den Übertritt von der Türkei in die Europäische Union genutzt. Auch Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios äußerte gegenüber dem griechischen Staatssender ERT diese Vermutung: Da niemand vermisst wird, gehen wir davon aus, dass es sich um illegale Einwanderer handelt."
Zuvor hatten Medien bereits über einen Toten berichtet, der in dem Nationalpark gefunden worden sei und der wohl durch eine Rauchvergiftung ums Leben gekommen sein könnte. Laut der Feuerwehr werde die Region nach wie vor nach möglichen weiteren Opfern durchsucht. Seit Tagen lodern in der Gegend Waldbrände. Ob sich in dem Waldgebiet noch weitere Menschen aufhalten und gefährdet sein könnten, ist völlig unklar.
60 neue Brandherde binnen 24 Stunden
Bislang ist im Kampf gegen die in mehreren Teilen Griechenlands wütenden Waldbrände keine Entspannung in Sicht. Binnen 24 Stunden hat die Feuerwehr mehr als 60 neue Brandherde registriert. Zwar sind laut einem Sprecher der Feuerwehr viele sofort gelöscht worden - aber längst nicht alle: Mindestens fünf große Waldbrände breiteten sich demnach bei teils stürmischen Winden unkontrolliert weiter aus.
Die Rauchschwaden der gewaltigen Brandherde sind so groß, dass sie viele Hundert Kilometer entfernt noch deutlich zu erkennen sind, wie Satellitenbilder zeigten. Der Wind trieb die Rauchwolken am Morgen quer über Mittelgriechenland bis weit hinaus auf das im Westen gelegene Ionische Meer.
So wurden die Bewohnerinnen und Bewohner auf den mehr als 500 Kilometer westlich entfernten Inseln Ithaka und Kefalonia im Ionischen Meer am Morgen von Rauchwolken und Gestank geweckt, der Himmel war verdunkelt. Satellitenbilder zeigten, dass die Schwaden sogar Italien erreichen könnten, wenn der Wind entsprechend weht.
Unterstützung auch aus Deutschland
Um den Bränden Herr zu werden, will die EU zusätzliche Hilfen schicken. "Zusätzlich zu zwei Löschflugzeugen aus Zypern und Feuerwehrleuten aus Rumänien sind fünf weitere Flugzeuge und ein Hubschrauber sowie zusätzliche Feuerwehrleute auf dem Weg", schrieb EU-Kommissar Janez Lenarcic, der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar, auf der Online-Plattform X - ehemals Twitter.
Die Unterstützung kommt demnach aus Deutschland, Kroatien, Schweden und Tschechien. Zwei der Löschflugzeuge seien aus Deutschland angekündigt, sagte ein Sprecher der griechischen Feuerwehr dem Staatssender ERT. Die Hilfe erfolgt im Rahmen des Katastrophenschutz-Mechanismus der Europäischen Union, den Athen in diesem Jahr bereits für andere Großbrände angefragt und erhalten hatte.
Die Brände in Griechenland - die Hauptstadt Athen ist zur Orientierung eingezeichnet.
Großbrand bei Alexandroupolis im Nordosten
Einer der größten Brandherde liegt im Nordosten in der Nähe der Hafenstadt Alexandroupolis. Dort hat das Feuer, das den vierten Tag in Folge brennt, Siedlungen nahe der Stadt erreicht. "In der Stadt selbst regnet es Asche, und die Flammen kommen immer näher", berichtete eine Reporterin des Staatssenders ERT. Eine Schule, mehrere Häuser und ein Friedhof wurden in zwei Dörfern in der Nähe von Alexandroupolis bereits beschädigt.
Feuerwehrleute und Anwohner kämpften die ganze Nacht über gegen die Brände. Unterstützt werden sie Angaben der Nachrichtenagentur AFP zufolge auch von Einsatzkräften aus Rumänien. Zypern entsandte demnach zwei Löschflugzeuge in die Region.
Zahlreiche Ortschaften wurden evakuiert. In der Nacht musste schließlich auch das Universitätskrankenhaus der Stadt evakuiert werden - 175 Menschen, darunter Kinder und Kleinkinder, wurden auf einer Fähre untergebracht oder in Krankenhäuser anderer Städte verlegt, wie der Sender Skai berichtete.
Flammen sind hinter dem Universitätskrankenhaus in Alexandroupolis zu sehen.
Feuer sorgt auf Euböa für Stromausfälle
Weitere große Brandherde entwickelten sich fast im Stundentakt - unter anderem auf Euböa. Auf der zweitgrößten griechischen Insel tobt auf einem Berg ein großer Brand, der die Ortschaften Nea Artaki und Psachna bedroht. Das Industriegebiet von Nea Artaki und andere Siedlungen mussten evakuiert werden. Es seien Häuser und Ställe abgebrannt, berichteten griechische Medien. Vielerorts fielen Wasser und Strom aus, weil Strommasten verbrannten und die Leitungen mit sich rissen.
Ähnlich sah es auf der Insel Kythnos aus, wo es seit Montag an zwei Fronten brennt und die Flammen noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Vier Siedlungen wurden dort bislang evakuiert, noch sei das Feuer aber nicht an die Häuser gelangt. Auch Hotels seien nicht bedroht, sagte der Bürgermeister der Insel.
Großbrand 15 Kilometer westlich von Athen
15 Kilometer westlich vom Athener Stadtzentrum brach am Morgen ein Brand in der Gemeinde Aspropyrgos aus. Auch dort herrschen starke Winde, Anwohner wurden per Warn-SMS dazu aufgerufen, die Gegend zu verlassen. Die Menschen in nahe gelegenen Ortschaften wurden vom Zivilschutz aufgerufen, die Fenster geschlossen zu halten und nicht aus dem Haus zu gehen.
Vom Athener Stadtzentrum aus waren tiefschwarze Rauchwolken zu sehen - in Aspropyrgos gibt es kaum Vegetation, dafür aber große Müllhalden, Industriehallen und Berge von Autoreifen, die Feuer fingen.
Verdacht der Brandstiftung in Dadia und Aspropyrgos
In Aspropyrgos wie auch in Dadia gehen die Behörden von Brandstiftung aus, wobei mutmaßliche Täter noch nicht festgestellt wurden. Allerdings waren beispielsweise am Montag in Dadia binnen zwei Stunden zwölf Feuer ausgebrochen, was als Indiz für Brandstiftung gilt.
In der Region Böotien westlich von Athen brennt es bereits seit Sonntagnacht - dort war am Montag ein Schäfer ums Leben gekommen, der versucht hatte, seine Tiere vor den Flammen zu retten und vermutlich an einer Rauchvergiftung starb, wie die Feuerwehr mitteilte.
Die weiteren Aussichten für die Entwicklung der Brände sind denkbar schlecht: Für fast ganz Griechenland warnte der Zivilschutz vor sehr hoher bis extrem hoher Waldbrandgefahr. Problematisch sind vor allem die starken Winde und mancherorts auch Sturmböen, die die Flammen vor sich hertreiben und die Feuerfronten ausweiten. Sie machen die Löscharbeiten fast unmöglich und für die Löschhubschrauber und -flugzeuge zudem sehr gefährlich. Meteorologen sagen bis Freitag weiterhin heißes und trockenes Wetter voraus, so dass die Brandgefahr mindestens bis Ende der Woche anhalten werde.