Vulkanausbruch auf Island Lava wird lange fließen - aber keine Lebensgefahr
Nach dem Vulkanausbruch auf Island geben die Behörden vorsichtig Entwarnung. Die Lava fließt nicht Richtung Stadt, und auch der Wind steht günstig. Der Außenminister rechnet aber mit einem längeren Ausbruch.
Der Vulkanausbruch auf Island könnte nach Angaben von Außenminister Bjarni Benediktsson noch länger andauern. "Zum Glück besteht im Moment keine Lebensgefahr. Der Flughafen ist offen", sagte er am Dienstagabend dem britischen Fernsehsender Sky News.
Die Lava fließe nicht in Richtung der Stadt. "Wir haben uns Sorgen gemacht wegen der Infrastruktur", sagte er. Es gebe dort ein wichtiges Kraftwerk, sie hätten in den vergangenen Wochen aber bereits eine Schutzbarriere errichtet.
Keine Gefahr durch Gase
Gefragt wurde Benediktsson auch nach Gas, das bei dem Vulkanausbruch aufsteigt. Das stelle derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung dar, weil der Wind gut stehe. "Aber wir verfolgen das genau." Unklar ist, wie es weitergeht. "Ich bin kein Wissenschaftler, aber sie sagen uns, dass das Wochen so weitergehen könnte oder womöglich Monate", sagte Benediktsson dem TV-Sender.
Der Ausbruch sei größer als die, die sie in den vergangenen drei Jahren erlebt hätten. Sie hofften nun, dass sich der Lavastrom verlangsame, abkühle und aufhöre, damit die Menschen möglichst bald zurück könnten, aber das werde vor Weihnachten nicht passieren.
Bilder aus Island zeigten rote Lavamassen, die sich ihren Weg bahnten. Man gewöhne sich nicht an diese Ausbrüche, sagte Benediktsson in dem Interview. "Wir finden sie auch unglaublich schön. Und man ist ehrfürchtig, wenn man sieht, wie sich die Erde auftut und wie Feuer und Rauch aufsteigen."
Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir sagte dem isländischen Sender RÚV, dass die Lava zwar in eine ungefährliche Richtung ströme, doch man weitere Vorsichtsmaßnahmen ergreife. "Wir wissen auch, dass der Lavastrom die umgebende Landschaft verändern kann", erklärte sie. Das könne die Lage schnell ändern.
Gefahr, dass sich Schlote öffnen
Das isländische Wetteramt teilte in der Nacht mit, es bestehe die Gefahr, dass sich weitere Schlote entlang der Spalte öffneten. Insgesamt aber hätten sich die Eruptionen abgeschwächt. Die Menge geschmolzenen Gesteins, die aus dem Erdspalt bei Grindavík austrete, sei nicht mehr so groß wie zu Anfang. Sie betrage noch etwa ein Viertel der Menge zu Beginn der Eruption. Auch die Lavafontänen seien nicht mehr so hoch.
Der Vulkan war in der Nacht zu Dienstag im Südwesten der Insel ausgebrochen, nachdem der Hafenort Grindavík bereits vor einigen Wochen vorsichtshalber evakuiert worden war. Im Laufe der Nacht bildete sich eine kilometerlange Spalte, aus der etwa 100 bis 200 Kubikmeter Lava pro Sekunde flossen. Augenzeugenberichten zufolge schoss die Lava zu Beginn der Eruption 200 Meter in die Höhe. Mittlerweile sind die Lavafontänen nicht mehr so hoch.
Ausbruch hatte sich lange angekündigt
Der Ausbruch südwestlich der isländischen Hauptstadt Reykjavík hatte sich schon lange angekündigt. Seit Oktober war in der Gegend eine Erdbebenserie gemessen worden. Solche Erdbeben hatten auch schon in der Vergangenheit Vulkanausbrüche angekündigt.
Zuletzt hatte die seismische Aktivität jedoch wieder abgenommen. Die Bewohner durften tagsüber zurück in ihre Häuser, durften dort aber nicht übernachten. Auch das bei Touristen äußerst beliebte Geothermalbad Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung am Wochenende wieder geöffnet worden.
Der Vulkanausbruch bei Grindavík ist der vierte innerhalb der vergangenen drei Jahre auf der Reykjanes-Halbinsel. Erst im Sommer dieses Jahres hatte sich in der Gegend eine Erdspalte aufgetan, aus der Lava sprühte. Das Naturschauspiel hatte viele Schaulustige angezogen.