Venedig Führten Sicherheitsmängel zum Busunglück?
Die Ursache des schweren Busunglücks in Venedig ist weiter unklar - doch nun gibt es Hinweise, dass es offenbar erhebliche Sicherheitsmängel an der Unfallstelle gab. Italienische Medien berichten von einer eineinhalb Meter langen Lücke in der Leitplanke.
Nach dem Busunglück in Venedig mit mindestens 21 Todesopfern sind in Italien erhebliche Sicherheitsmängel rund um die Unfallstelle öffentlich geworden. Wie der Verkehrsstadtrat der Lagunenstadt, Renato Boraso, in mehreren Interviews erklärte, entsprach die Leitplanke an der Stelle, an der das Fahrzeug von einer Brücke in die Tiefe stürzte, nicht den geltenden Sicherheitsstandards. Demnach gab es die Planungen für eine Renovierung bereits seit 2016, doch begannen die Arbeiten erst im September.
Die italienische Zeitung "La Stampa" schrieb mit Blick auf die Absicherung der Brücke von einem "Skandal". Demnach befand sich an der Unfallstelle eine eineinhalb Meter lange Lücke in der Leitplanke. Das hinter dieser Lücke befindliche Metallgeländer hielt dem Aufprall des Busses nicht stand.
Laut Staatsanwaltschaft schrammte der Bus etwa 50 Meter an der Leitplanke entlang, bevor er sowohl die Leitplanke als auch ein rostiges Geländer durchbrach und in die Tiefe stürzte.
Ermittler lassen Leitplanke prüfen
Die italienische Staatsanwaltschaft gab ein Gutachten über die durchbrochene Leitplanke in Auftrag. Staatsanwalt Bruno Cherchi sagte, außerdem würden Zeugenaussagen und Videoaufnahmen vom Unfallort sowie aus dem Inneren des Fahrzeugs geprüft und der Datenschreiber ausgewertet. Auch eine Untersuchung des Mobiltelefons des Fahrers soll Aufschluss über die Unglücksursache geben.
Der Elektrobus, mit dem Touristen auf der Rückreise von einem Ausflug in der Altstadt Venedigs waren, schrammte nach bisherigen Erkenntnissen mehrere Meter an der Leitplanke entlang, bevor er die Lücke erreichte und hinabstürzte. Bei dem Unglück starben mindestens 21 Menschen, 15 wurden verletzt. Unter den Todesopfern sind nach Angaben der italienischen Behörden drei Deutsche, außerdem der italienische Busfahrer, neun Ukrainer, vier Rumänen, zwei Portugiesen, ein Kroate und ein Südafrikaner.
Drei tote und fünf verletzte Deutsche
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte drei deutschen Todesopfer. "Weitere fünf deutsche Staatsangehörige wurden verletzt und befinden sich in medizinischer Behandlung", hieß es am späten Nachmittag aus dem Auswärtigen Amt. "Das Deutsche Generalkonsulat in Mailand und die Deutsche Botschaft in Rom stehen in engem Kontakt mit den Angehörigen und den örtlichen Behörden."
Italienische Medien berichteten, unter den Verletzten seien zwei Brüder aus Deutschland im Alter von sieben und 13 Jahren. Deren Eltern waren demnach unter den Todesopfern. Das Auswärtige Amt machte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP zu diesen Berichten bisher keine weiteren Angaben.
Reparaturarbeiten seit Jahren geplant
Venedigs Verkehrsstadtrat Boraso sagte, die Erneuerung des Geländers wäre im Zuge der im September begonnenen Arbeiten bis zum kommenden Jahr abgeschlossen gewesen; bis zu einem Abschnitt 400 Meter vor der Unfallstelle seien die Reparaturen bereits abgeschlossen gewesen. Mit Blick auf die sieben Jahre, die vom Beginn der Planung bis zum Anfang der Arbeiten verstrichen sind, sagte Boraso: "Wir sollten uns fragen, warum in Italien ein Verfahren zur Ausführung solcher Arbeiten so lange dauern muss."
Warum der Bus von der Fahrbahn abkam, ist bislang ungeklärt. Als mögliche Ursachen für den Unfall wurden unter anderem gesundheitliche Probleme des Fahrers und ein riskantes Fahrmanöver genannt.