Prozess in Amsterdam Lange Haftstrafen für Mord an Reporter de Vries
Die Tat hatte die Niederlande erschüttert: Im Sommer 2021 wurde der Reporter de Vries in Amsterdam auf offener Straße erschossen. Nun gibt es lange Haftstrafen für mehrere Angeklagte. Sie sollen Teil einer Drogenbande gewesen sein.
Das Amsterdamer Strafgericht hat drei Männer wegen Mordes am niederländischen Kriminalreporter Peter R. de Vries schuldig gesprochen und zu hohen Haftstrafen von bis zu 28 Jahren verurteilt. Knapp drei Jahre nach dem Mord in Amsterdam verurteilten die Richter auch vier weitere Angeklagte zu Haftstrafen von bis zu 14 Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord an dem prominenten Reporter. Zwei Angeklagte wurden freigesprochen. Sie waren lediglich wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung angeklagt gewesen. Nach Einschätzung des Gerichts konnte die Staatsanwaltschaft die Existenz einer solchen kriminellen Vereinigung aber nicht beweisen.
Für die Richter war aber die Schuld der drei Hauptangeklagten zweifelsfrei erwiesen. Sie hätten keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben, sagten die Richter im streng bewachten Hochsicherheitsgericht in Amsterdam.
Staatsanwaltschaft forderte lebenslang
Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. Der prominente TV-Reporter de Vries war im Sommer 2021 mitten in Amsterdam niedergeschossen worden. Er starb neun Tage nach dem Angriff an seinen Verletzungen im Alter von 64 Jahren. Direkt nach der Tat waren zwei Hauptverdächtige festgenommen worden. Das waren der Schütze Delano G. (24) und der Fahrer des Fluchtautos, Kamil E. (38). Beide wurden nun zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt. Der dritte Haupttäter Krystian M. (29) gilt als "Mordmakler". Er wurde mit 26 Jahren Haft bestraft. Nur er hatte eine Mitschuld zugegeben und sich bei den Angehörigen des Opfers entschuldigt. Die Angeklagten hatten sich im Übrigen auf ihr Schweigerecht berufen und die Aussage verweigert. Sie können ebenso wie die Anklage Berufung gegen die Urteile einlegen.
Drogenbande steckte wohl hinter dem Mord
Nach Ansicht der Anklage war die Drogenbande des berüchtigten Kriminellen Ridouan Taghi für den Mord verantwortlich. De Vries hatte schwerpunktmäßig über Drogenhandel berichtet. Er war Berater und Vertrauensperson des Kronzeugen, der in einem großen Strafprozess gegen Taghi und seine Komplizen ausgesagt hatte. Zuvor waren bereits der Bruder und der Verteidiger des Kronzeugen ermordet worden. Doch Beweise für die Verantwortung der Taghi-Bande gibt es nicht. Taghi war im Februar zu lebenslanger Haft verurteilt worden, aber für andere Morde. Im Zusammenhang mit der Ermordung von de Vries wurde er nicht angeklagt.
Der Mord löste in den Niederlanden Empörung, Trauer und Wut aus. König Willem-Alexander sprach von "einem Angriff auf den Journalismus, den Eckpfeiler unseres Rechtsstaats, und damit auch einen Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit".