Ukraine-Konferenz Mehr Hilfe auf mehr Schultern
Das Ausmaß, in dem die Ukraine Hilfe benötigt, wächst mit jedem Kriegsmonat - und ein Ende ist nicht abzusehen. Auch deshalb zögern private Unternehmen, Teil der Hilfsanstrengungen zu werden. Eine Konferenz in London soll das ändern.
Die Weltbank hat errechnet, wie groß die Kriegsschäden in der Ukraine sind. Die internationale Organisation kommt auf rund 376 Milliarden Euro. Eine schwer fassbare Zahl, die sich mit jedem Angriff erhöht.
Zahlreiche Länder sind längst aktiv und finanzieren Hilfen für die Ukraine, den Wiederaufbau in nicht umkämpften Gebieten. Die Staaten allein werden das jedoch kaum schaffen.
Also sollen private Unternehmen und Hilfsorganisationen mit ins Boot geholt werden, wie der Gastgeber, der britische Außenminister James Cleverly, vor Beginn der Konferenz betonte.
Die Unternehmen zögern
Doch Unternehmen sind zurückhaltend. Immerhin ist die Ukraine ein Kriegsgebiet.
Das deutsche Wirtschaftsministerium will die Einbindung von Unternehmen mit den Hermes-Bürgschaften fördern. Das sind Absicherungen, die greifen, wenn Investitionen verloren gehen. Die USA kündigten ähnliche Hilfen an.
Wie Kredite helfen können
Außerdem wird es darum gehen, günstige Kredite für ukrainische Unternehmen anzubieten. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), ist in diesem Bereich schon aktiv.
Ministerin Svenja Schulze hat gerade erst einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Lwiw besucht und nennt ein Beispiel, wie die Hilfe aussehen könnte.
Weil der Transport von landwirtschaftlichen Gütern wegen des Krieges schwieriger geworden ist, bräuchten die Landwirte größere Speicher. Dafür müsse der Landwirt einen Kredit aufnehmen - der aber auch wegen des Krieges "wahnsinnig teuer" geworden sei. "Und wir helfen jetzt, dass die Geld bekommen, Kredite erhalten", so Schulze.
Wieviel Hilfe verschwindet in dunklen Kanälen?
Die Unterstützungen sollen dort ankommen, wo sie wirklich benötigt werden. Weil die Korruption in der Ukraine so weit verbreitet ist, ist das eine große Herausforderung.
Die Projekte sollen deswegen für Regierungen, Unternehmen und Hilfsorganisationen transparent dokumentiert werden. Auf der Konferenz wird eine digitale Plattform präsentiert, die dies leisten soll. "Dort findet man alle Projekte zentral gesammelt", sagte Schulze.
Auch in der Korruptionsbekämpfung gibt es Unterstützung für ukrainische Behörden.
Reformbedarf auf vielen Ebenen
Orysia Lutsevych leitet das Ukraine-Forum beim Think-Tank Chatham House. Sie sieht noch andere Probleme, die gelöst werden müssen.
"Wir sehen die Dysfunktionalität der Ukraine zum Beispiel bei den Themen Rechtssicherheit und bei den vielen Monopolen", sagt sie. Diese Strukturen müssten modernisiert werden.
Gastgeber vertrauen auf die Flexibilität
Der britische Außenminister Cleverly gab sich vor der Konferenz zuversichtlich: Die Ukraine habe bereits bei der Umstrukturierung der Armee bewiesen, was sie leisten könne.
Nun geht es um die Justiz und die Verwaltung. Investoren könnten hier Druck aufbauen, um den Prozess zu beschleunigen.