Hafenstadt Mariupol Weitere Zivilisten sollen evakuiert werden
Hoffnung in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol: Für heute ist eine weitere Rettungsaktion für die Einwohner geplant. Ein Bus-Konvoi brachte schon am Wochenende Dutzende Zivilisten aus dem von russischen Soldaten belagerten Stahlwerk.
Nach einer ersten geglückten Evakuierungsaktion sollen weitere Zivilisten aus dem heftig umkämpften Stahlwerk in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol in Sicherheit gebracht werden. "Ich hoffe, dass alle notwendigen Bedingungen erfüllt sind, um weiterhin Menschen aus Mariupol zu evakuieren", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gestern Abend in seiner täglichen Videobotschaft.
"Wir werden weiterhin alles tun, um unsere Leute aus Asowstal und aus Mariupol insgesamt zu evakuieren." Der Leiter der Militärverwaltung von Donezk, Pawlo Kyrylenko, hatte den Start der Evakuierung für 07.00 Uhr (06.00 Uhr MESZ) angekündigt.
Nach Angaben des Stadtrats in Mariupol sollen mit Unterstützung der Vereinten Nationen auch Menschen außerhalb des belagerten Stahlwerks in Sicherheit gebracht werden. In der weitgehend zerstörten Stadt werden noch bis zu 100.000 Menschen vermutet. Nach ukrainischen Angaben sollen allein in den Bunkeranlagen des Stahlwerks noch etwa 1000 Zivilisten eingeschlossen sein. Russland spricht von etwa 2500 Menschen, darunter Militärs und ausländische Söldner.
100 Zivilisten in Sicherheit gebracht
Nach zahlreichen gescheiterten Evakuierungsversuchen hatte ein Bus-Konvoi am Wochenende etwa 100 Zivilisten aus dem von russischen Soldaten belagerten Stahlwerk Asowstal gebracht. Beteiligt waren auch die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).
Es sei "endlich gelungen", mit der Evakuierung der Menschen aus dem umkämpften Industriekomplex zu beginnen, so Selenskyj. "Mehr als hundert Zivilisten sind bereits evakuiert worden - vor allem Frauen und Kinder", fügte er hinzu. Sie sollen am Morgen in der von der ukrainischen Armee kontrollierten Stadt Saporischschja eintreffen. Die russische Seite bestätigte, dass Zivilisten Mariupol verlassen hätten, und sprach von 80 Personen.
Nach Angaben der Ukraine nahmen russische Truppen unmittelbar nach der Evakuierung den Beschuss der Anlage wieder auf. Brigadegeneral Denys Schlega von der ukrainischen Nationalgarde sagte in einem Fernsehinterview, der Beschuss habe wieder eingesetzt, als Einsatzkräfte die Evakuierungsaktion im Werk Asowstal beendet hatten.
Das Gelände ist der einzige Ort der Stadt, der nicht von russischen Streitkräften kontrolliert wird. Mehrere frühere Versuche, Zivilisten aus Mariupol und dem Stahlwerk herauszuholen, scheiterten wegen russischen Beschusses oder aus Sorge um die Sicherheit entlang der Route.
Tote in der Region Donezk
In der Region Donezk wurden nach Angaben des ukrainischen Regionalgouverneurs vier Zivilisten durch russischen Beschuss getötet. Elf weitere seien verletzt worden, schrieb Gouverneur Pawlo Kyrylenko im Messengerdienst Telegram. Die Todesopfer und sieben der Verletzten würden aus der Stadt Lyman gemeldet.
Ein Mensch sei darüber hinaus in der Stadt Bachmut an Verletzungen gestorben, die er in der Region Luhansk erlitten habe. Wie viele Oper es in der zerstörten Hafenstadt Mariupol und in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Stadt Wolnowacha gegeben habe, sei unmöglich festzustellen, schrieb Kyrylenko.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Explosionen erschüttern Belgorod
Seit einigen Tagen häufen sich Berichte über angebliche Angriffe des ukrainischen Militärs auf Ziele in Russland. Unweit der Grenze zur Ukraine wurde die südrussische Stadt Belgorod von zwei schweren Explosionen erschüttert. Es gebe zunächst keine Berichte über Schäden oder Opfer, sagte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass. Allerdings gebe es Berichte in sozialen Medien über Blitze am Himmel.
Auf Twitter wurden Videoaufnahmen und Berichte über angebliche ukrainische Drohnen über Belgorod und den Einsatz der regionalen Flugabwehr verbreitet, deren Echtheit zunächst nicht unabhängig bestätigt werden konnte.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.