F-16-Zusage an die Ukraine Kein "Gamechanger", aber gut für die Motivation
Dänemark und die Niederlande wollen der Ukraine F-16-Kampfjets liefern. Befürworter loben die Entscheidung, Kritiker befürchten eine weitere Eskalation des Krieges. Ein Experte betont die psychologische Bedeutung der US-Kampfflugzeuge.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in Dänemark für die zugesagte Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen bedankt. Die Ukraine verteidige im Kampf gegen die russischen Invasoren Freiheit und Demokratie gegen die Tyrannei, sagte Selenskyj im dänischen Parlament. Falls sein Land sich nicht durchsetze, seien alle Nachbarn Russlands in Gefahr.
Dänemark hatte am Sonntag die Lieferung von 19 Kampfflugzeugen an die Ukraine angekündigt. Sechs könnten "hoffentlich" zum Jahreswechsel geliefert werden, acht weitere im kommenden Jahr und die restlichen fünf 2025, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Auch die Niederlande versprachen, F-16 zu liefern, nannten aber keine Zahl. Selenskyj schrieb auf Telegram von 42 Maschinen.
Strack-Zimmermann fordert auch "Taurus"-Lieferung
FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann begrüßte die angekündigte Lieferung. "Ich bin sehr erfreut darüber, dass Dänemark und die Niederlande der Ukraine das zugesagt haben", sagte Strack-Zimmermann im Deutschlandfunk.
Vor diesem Hintergrund erneuerte sie ihre Forderung nach einer zügigen Entscheidung der Bundesregierung, "Taurus"-Marschflugkörpern in das von Russland angegriffene Land zu liefern. Die Ukraine fordert die Geschosse seit Längerem. Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich zuletzt zurückhaltend. Es gibt Befürchtungen, dass "Taurus"-Marschflugkörper auch russisches Territorium erreichen könnten.
Mit der Zusage der Niederlande und Dänemarks zur Lieferung der F-16 sieht Strack-Zimmermann dieses Argument entkräftet. "Da wird offensichtlich der Ukraine nicht unterstellt, sie würde russisches Territorium angreifen können", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag.
Kritik an Lieferung von Russland und der Linken
Für den Linken-Politiker Sören Pellmann überschreitet die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen durch die Niederlande und Dänemark an die Ukraine hingegen "eine weitere rote Linie". Die Bundesregierung drängt der Leipziger Bundestagsabgeordnete, diese Weitergabe mit politischem Druck zu verhindern. "Es kann nicht sein, dass einzelne NATO-Staaten für sich diese Entscheidung treffen und damit die Lage für alle eskalieren." Er erneuerte die Forderung der Linken nach einer europäischen Friedensinitiative.
Russland kritisierte die angekündigte F-16-Lieferung ebenfalls. Der Schritt werde zu einer weiteren Eskalation des Konflikts führen, erklärte der russische Botschafter in Dänemark, Wladimir Barbin, laut der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Dänemark verstecke sich hinter der Prämisse, dass die Ukraine die Bedingungen für einen Frieden selbst bestimmen müsse. Dänemark versuche "mit Taten und Worten, der Ukraine keine andere Wahl zu lassen, als die militärische Konfrontation mit Russland fortzusetzen".
Experte: F-16 wichtig für Motivation der Ukrainer
Die militärische und psychologische Bedeutung der Lieferung von F-16-Kampfjets betonte der Politologe Maximilian Terhalle. "Die F-16 werden den russischen Kampfhubschraubern erheblich zusetzen können und den Luftraum für die vordringenden Bodentruppen sicherer machen", sagte der Gastprofessor für Strategie an der London School of Economics der Nachrichtenagentur dpa. Er räumte jedoch ein, dass die russische Luftwaffe ihre bisherige Überlegenheit nicht freiwillig aufgeben werde. "Je nachdem, wie schnell die F-16 eingesetzt werden, werden die ukrainischen Bodentruppen mehr oder weniger aufgerieben sein."
Die Zusagen von Dänemark und den Niederlanden zur Lieferung der Kampfjets ist nach Ansicht des Experten vor allem wichtig zur Motivation der Ukrainer. "Präsident Wolodymyr Selenskyj braucht Erfolge auf dem Schlachtfeld", sagte Terhalle. "Die Kampfjets sind ein wesentliches Element, das ihm hilft, die Motivation der Bevölkerung und der Truppen aufrechtzuerhalten und zu befördern." Ein "Gamechanger" seien die F-16 aber nicht.
Wie Strack-Zimmermann fordert auch Terhalle die Bundesregierung auf, mehr Tempo bei der Entscheidung über eine Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine zu machen. Diese Zusage werde erst kommen, wenn noch mehr Druck aus der NATO komme, sagte der Experte.