Russlands Krieg gegen Ukraine Tote nach Raketenangriff auf Odessa
Seit vergangenem Sommer hat Russland seine Angriffe auf die Hafenstadt Odessa intensiviert. Nun sind wieder mehrere Menschen getötet worden. Aber auch Russland meldet Attacken auf sein Staatsgebiet.
Bei gegenseitigen Angriffen sind nach Angaben aus Moskau und Kiew jeweils mehrere Zivilisten getötet worden. Besonders hoch ist dabei die Zahl der Opfer in der südukrainischen Hafenstadt Odessa, die in der Nacht erneut Ziel russischer Raketen war. Dabei kamen nach ukrainischen Angaben mindestens 20 Menschen ums Leben.
Unter den Getöteten waren auch ein Sanitäter und ein Mitarbeiter des Zivilschutzes, teilte der Gouverneur des Gebiets, Oleh Kiper, bei Telegram mit. Die Rettungskräfte seien nach den ersten Explosionen zum Einschlagsort geeilt und bei einem zweiten Raketenschlag getötet worden.
Es gebe zudem noch Schwerverletzte unter den Einsatzkräften. Insgesamt seien weitere 46 Menschen verletzt worden. Zudem seien dem Zivilschutz zufolge zehn Wohnhäuser und zwei Feuerwehrwagen durch die Explosionen beschädigt worden. Für Samstag ordnete Kiper Trauer in Odessa an.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Luftwaffe: 27 Drohnen abgefangen
In der zentralukrainischen Region Winnyzja wurden in der Nacht nach Angaben von Regionalgouverneur Serhij Borsow zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt. Die Region liegt mehr als 400 Kilometer von der Frontlinie entfernt.
Weiter südlich in der Region Saporischschja, die Moskau für annektiert erklärt hat und teilweise kontrolliert, wurde nach Angaben des örtlichen ukrainischen Gouverneurs Iwan Fedorow eine 76-Jährige getötet. Teile einer russischen Granate seien auf die Frau gefallen, als diese sich im Garten befand.
Die ukrainische Luftwaffe erklärte, Russland habe in der Nacht 27 Drohnen und acht Raketen abgefeuert. Alle Drohnen seien über den Regionen Charkiw, Winnyzja, Kirowohrad, Mykolajiw, Chmelnyzkyj und Kiew abgefangen worden, hieß es.
Drei tote Kinder in Region Donezk
Die pro-russischen Behörden in der von Moskau kontrollierten Stadt Donezk in der Ostukraine erklärten unterdessen, dass drei Kinder bei ukrainischen Angriffen getöteten wurden. Infolge des "barbarischen nächtlichen Beschusses" sei ein Haus in einem Wohngebiet der Stadt getroffen worden, teilte der von Russland eingesetzte Bürgermeister von Donezk, Alexej Kulemsin, mit.
Im vergangenen Monat hatten russische Streitkräfte die nur wenige Kilometer nördlich von Donezk gelegene Stadt Awdijiwka eingenommen und erklärt, dass die Zurückdrängung der ukrainischen Streitkräfte dazu beitragen werde, die Bewohner der von ihnen kontrollierten Gebiete vor Beschuss zu schützen. Das Stadtzentrum von Donezk liegt etwa 20 Kilometer von der Front entfernt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Belgorod meldet erneut Beschuss
Schwere Angriffe mit Toten gab es auch auf russischem Staatsgebiet. So ist am ersten Tag der viel kritisierten Präsidentenwahl die Grenzregion Belgorod erneut unter Beschuss geraten. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow teilte im Onlinedienst Telegram mit, in der Stadt Graiworon sei ein Mitglied der "territorialen Selbstverteidigungseinheit" getötet worden. Später meldete er einen weiteren Toten.
Laut russischem Verteidigungsministerium wurden über Belgorod sieben ukrainische Raketen abgeschossen. Das konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete, Menschen hätten zwischenzeitlich die Wahllokale verlassen und in Schutzräumen Zuflucht suchen müssen.
Paramilitärs als Drahtzieher?
Moskau macht für den Beschuss das Nachbarland Ukraine verantwortlich, gegen das Staatschef Wladimir Putin seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt. Tatsächlich aber scheinen hinter den Attacken oft paramilitärische Organisationen zu stecken, die zwar aufseiten der Ukrainer kämpfen, aber vor allem aus russischen Nationalisten bestehen.
Die Vereinigungen, die Namen wie "Russischer Freiwilligenkorps" tragen, haben sich eigenen Angaben zufolge bereits in den vergangenen Tagen im Grenzgebiet Kämpfe mit der russischen Armee geliefert und auch jetzt in sozialen Medien weitere Angriffe angekündigt.
Über Kämpfe in der Region berichteten auch die Behörden des ostukrainischen Gebiets Sumy, das an Belgorod grenzt. Angaben der Militärverwaltung von Sumy zufolge wurden mehrere Ortschaften im Grenzgebiet in der Nacht massiv von russischer Artillerie und Mörsern beschossen. Zudem habe die russische Luftwaffe etwa Gleitbomben in dem Gebiet eingesetzt, hieß es.
Attacken weit im Hinterland
Nach Berichten des russischen Verteidigungsministeriums sollen auch Drohnen und Raketen über der Region Kaluga südwestlich von Moskau zerstört worden sein. Zwei weitere Drohnen seien über dem Oblast Lipezk, das etwa 400 Kilometer von der Ukraine entfernt liegt abgeschossen worden.