Flugabwehr Deutschland liefert Ukraine drittes "Patriot"-System
Zuletzt kam die Luftverteidigung der Ukraine stark an ihre Grenzen. Die Bundesregierung sagte daher nun das dritte "Patriot"-Flugabwehrsystem zu. Doch auch auf dem Boden berichtet das Militär von einer zugespitzten Lage.
Für ihren Abwehrkampf gegen Russland wird Deutschland der Ukraine in Kürze ein drittes "Patriot"-Flugabwehrsystem liefern. Wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte, fiel die Entscheidung dazu "aufgrund der weiteren Zunahme der russischen Luftangriffe" gegen das Land. Das "Patriot"-System kommt demnach aus Beständen der Bundeswehr und soll unverzüglich übergeben werden.
Das System habe sich im Kampf gegen die russische Aggression bewährt, so das Ministerium. Die Lieferung sei auch im Zusammenhang mit den intensiven gemeinsamen Bemühungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Baerbock zu sehen, bei den Partnern für mehr Luftverteidigungssysteme für die Ukraine zu werben.
"Patriot" dient der Bekämpfung von größeren Zielen in der Luft wie Flugzeugen, Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Ein System - auch Feuereinheit genannt - besteht aus einem Radarsystem, einem Feuerleitstand und mehreren Startgeräten für Abwehrraketen. "Patriot" kann bis zu 50 anfliegende Ziele im Blick behalten und fünf Objekte gleichzeitig bekämpfen. Die Reichweite beträgt laut Bundeswehr rund 68 Kilometer.
Selenskyj: "Danke, Olaf, für deine Führung"
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte die Lieferung in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Selenskyj dankte Scholz im Onlinedienst X für die Entscheidung. Demnach sagte der Kanzler auch weitere Flugabwehrraketen für die bisher eingesetzten "Patriot"-Systeme zu.
"Danke, Olaf, für deine Führung", schrieb der ukrainische Staatschef. "Dies ist ein echtes Zeichen der Unterstützung der Ukraine in einer für uns kritischen Zeit." Er rief andere Länder auf, dem Beispiel Deutschlands zu folgen.
Zuletzt verstärkte Luftangriffe
Russland hatte seine Luftangriffe auf die Ukraine - durch Flugzeuge, Marschflugkörper, sogenannte Gleitbomben und Drohnen - in den vergangenen Wochen verstärkt. Ziel war zuletzt insbesondere auch die ukrainische Energieversorgung.
"Der russische Terror gegen ukrainische Städte und die Infrastruktur des Landes führt zu unermesslichem Leid", erklärte Verteidigungsminister Pistorius laut Mitteilung. Dieser gefährde die Energieversorgung der Menschen und zerstöre die für die Einsatzbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte wichtigen Industrieanlagen. "Wir gehen mit unserer Unterstützung der Ukraine so weit, wie wir es mit Blick auf unsere eigene Einsatzbereitschaft vertreten können."
Ukraine: Russland auch am Boden offensiver
Laut dem ukrainischen Militär wird auch die Verteidigung am Boden zunehmend schwieriger. "Die Lage an der Ostfront hat sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt", schrieb Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj auf Telegram. Dies hänge mit verstärkten Offensivbemühungen der russischen Truppen nach der Präsidentenwahl in Russland zusammen, meinte er.
Besonders heikel ist seiner Einschätzung nach die Lage um die im Gebiet Donezk gelegenen Städte Lyman, Bachmut und Pokrowsk. Gerade in Pokrowsk, westlich der erst zu Jahresbeginn von den Russen eroberten Stadt Awdijiwka, versuche das russische Militär, unter Einsatz Dutzender Panzer die Verteidigungslinien zu durchbrechen. Syrskyj forderte die Aufrüstung der ukrainischen Armee mit Hightech-Waffen wie Drohnen. Nur mit technologischen Neuerungen könne es gelingen, das numerische Übergewicht der russischen Angreifer auszugleichen.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete