Wegen angeblicher Überfälle Putin beruft nationalen Sicherheitsrat ein
Moskau vermeldet Angriffe "ukrainischer Nationalisten" in der russischen Oblast Brjansk, Präsident Putin hat deshalb für Freitag den nationalen Sicherheitsrat einberufen. Kiew spricht von einer "klassischen Provokation".
Nach Berichten über Gefechte auf russischem Staatsgebiet nahe der ukrainischen Grenze hat Kreml-Chef Wladimir Putin offiziellen Angaben zufolge den nationalen Sicherheitsrat einberufen. "Für Freitag steht beim Präsidenten der Sicherheitsrat auf dem Plan", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Peskows Aussagen zufolge sagte Putin im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen in der russischen Oblast Brjansk an der Nordgrenze der Ukraine kurzfristig auch eine geplante Reise in die Kaukasus-Region Stawropol ab. Zuvor hatte der Inlandsgeheimdienst FSB von schweren Gefechten mit "ukrainischen Nationalisten" in der Region gesprochen. "Die Rede ist von einer Attacke durch Terroristen. Es werden jetzt Maßnahmen ergriffen, um sie zu vernichten", sagte Peskow.
Die Nachrichtenagentur Tass berichtete unter Berufung auf russische Behörden, die Angreifer hielten bis zu sechs Menschen als Geiseln. Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, teilte mit, die Saboteure hätten auf ein Fahrzeug geschossen und einen Mann getötet. Ein zehn Jahre altes Kind sei verletzt worden. Eine ukrainische Drohne habe zudem ein Haus getroffen, wodurch es in Brand geraten sei. Auch seien zwei Dörfer, Suschani und Ljubetschane, angegriffen worden.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Tatsächliche Angriffe oder "absichtliche Provokation"?
Unabhängig überprüfen ließen sich die russischen Angaben bislang nicht. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak wies die Berichte jedoch zurück. Das sei "eine klassische absichtliche Provokation", sagte Podoljak. Russland wolle "sein Volk verängstigen, um den Angriff auf ein anderes Land (und) die zunehmende Armut nach dem Jahr des Kriegs zu rechtfertigen", schrieb er bei Twitter. Er legte nahe, dass der Angriff das Werk von russischen Partisanen sei.
Falls sich tatsächlich ein Sabotageakt ereignet hat, wäre das Beobachtern zufolge eine Blamage für Putin. Er hatte vor wenigen Tagen den Sicherheitsdienst angewiesen, die Kontrollen an der Grenze zur Ukraine zu verschärfen. Russland könnte einen solchen Vorfall dazu nutzen, Angriffe in der Ukraine zu verschärfen.
Erklärt Russland der Ukraine offiziell den Krieg?
Auf die Frage von Journalisten, ob bei dem Sicherheitsratstreffen möglicherweise der in Moskau weiter nur als "militärische Spezialoperation" bezeichnete Krieg gegen die Ukraine hochgestuft werde, sagte Peskow nur: "Das weiß ich nicht, das kann ich noch nicht sagen."
Seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine wird immer wieder spekuliert, ob Russland der Ukraine möglicherweise auch offiziell den Krieg erklären wird.