Raketenangriff auf Kiew "Größter Beschuss seit dem Frühling"
Die Militärverwaltung spricht vom "größten Raketen- und Drohnenbeschuss seit dem Frühling" auf Kiew: In der Nacht gab es dabei zwei Tote. Russland wehrte eigenen Angaben zufolge etliche ukrainische Drohnenangriffe ab - auch in Moskau.
Am frühen Morgen meldete sich Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko über seinen Telegram-Kanal: In der Hauptstadt seien Explosionen zu hören. Er forderte die Anwohner auf, in Notunterkünften zu bleiben. Etwa zwei Stunden später schrieb er, bei russischen Luftangriffen auf Kiew seien mindestens zwei Menschen getötet worden.
Der Leiter der Militärverwaltung der Hauptstadt, Serhij Popko, bestätigte die Zahl der Toten. Sie seien durch herabfallende Trümmerteile gestorben. Zwei weitere Menschen wurden verletzt, unter anderem durch Glassplitter.
Luftalarm im ganzen Land
Berichten zufolge kam es schon in der Nacht über der Stadt zu heftigen Explosionen von Raketen der Flugabwehr gegen die anfliegenden Marschflugkörper. In mindestens zwei Stadtbezirken fielen Raketentrümmer auf Gebäude, so Klitschko. Mehrere Feuer brachen demnach aus, darunter in einem Verwaltungsgebäude und in einem Gewerbebetrieb.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe feuerten russische Streitkräfte in der Nacht insgesamt 44 Geschosse auf ukrainisches Gebiet ab. "28 Marschflugkörper und 15 Angriffs-UAVs (unbemannte Luftfahrzeuge) wurden zerstört", hieß es in einer Mitteilung. Laut Kiews Militärverwaltung handelt es sich um den "größten Raketen- und Drohnenbeschuss seit dem Frühling".
Der Welle von Marschflugkörpern aus dem Bereich des Kaspischen Meeres war ein Angriff mit Drohnen aus dem Norden vorausgegangen, hieß es von ukrainischer Seite. Im ganzen Land war Luftalarm ausgelöst worden. Berichte über anfliegende Raketen gab es auch für das südukrainische Gebiet Odessa.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland meldet Angriff auf Flugplatz
Auch Russland meldete wieder Angriffe: Bei einem Drohnenangriff auf den Flugplatz der nordwestrussischen Stadt Pskow sind nach Behördenangaben mehrere schwere Armeetransportflugzeuge beschädigt worden. Die Armee wehre einen Angriff mit Drohnen ab, schrieb der Gouverneur des Gebiets Pskow, Michail Wedernikow, am frühen Morgen in seinem Telegram-Kanal.
Er veröffentlichte ein kurzes Video, auf dem eine Explosion zu hören und Feuerschein über dem Flugplatz zu sehen war. "Im Ergebnis der Drohnenattacke sind vier Flugzeuge "Il-76" beschädigt worden. Es entstand ein Brand; das Feuer erfasste zwei Flugzeuge", sagte ein Vertreter der Rettungsdienste der staatlichen russischen Agentur Tass. Unabhängig überprüfbar sind die Angaben nicht.
Pskow liegt rund 660 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze und nahe der Grenze zu Lettland und Estland. Der Flughafen soll am Mittwoch für den zivilen Flugverkehr geschlossen bleiben.
Offenbar auch Drohnenalarm in Moskau
Eigenen Angaben zufolge wehrte Russland in der Nacht etliche weitere ukrainische Drohnenangriffe ab - darunter auch im Gebiet Moskau, in Brjansk und Orjol sowie in der Bucht von Sewastopol auf der Krim.
In der westrussischen Stadt Brjansk nahe der ukrainischen Grenze sei dabei durch Trümmer das Gebäude der Ermittlungsbehörde beschädigt worden, meldete die Stadtverwaltung auf ihrem Telegram-Kanal. Während die Stadtverwaltung dabei von zerbrochenen Fensterscheiben berichtete, teilte die Ermittlungsbehörde selbst mit, das Gebäude habe einen Dachschaden erlitten. Nach Angaben von Gouverneur Alexander Bogomas wurden sechs Drohnen abgeschossen.
Im benachbarten Gebiet Orlow hat sich die Zahl der gemeldeten Abschüsse von eins auf zwei erhöht. Der Gouverneur des Gebiets Kaluga, Wladislaw Schapscha, schrieb derweil von zwei Drohnen, die das Gebiet angegriffen hätten. Eine sei abgeschossen worden und habe die Verglasung eines Wohnhauses beschädigt. Eine weitere Drohne sei auf ein leeres Tanklager gestürzt und dort explodiert. Der Brand sei gelöscht worden. Größere Schäden habe es nicht gegeben.
Auch im Gebiet Rjasan südöstlich von Moskau sind nach offiziellen Angaben in der Nacht zwei Drohnen abgeschossen worden. Medien berichteten zudem unter Berufung auf Augenzeugen über Explosionen im Bereich eines Industriebetriebs in der für ihre Rüstungsindustrie bekannten Region Tula südlich von Moskau. Eine offizielle Bestätigung für einen Drohnenangriff in dem Gebiet gibt es allerdings bislang nicht.
Im Schwarzen Meer zerstörte ein Marineflugzeug der russischen Schwarzmeerflotte nach Angaben Moskaus vier ukrainische Militär-Schnellboote. An Bord sollen sich bis zu 50 Angehörige ukrainischer Spezialeinheiten befunden haben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Von ukrainischer Seite gibt es bislang keine Bestätigung.