Rauchentwicklung nach Explosion

Explosionen auf der Krim "Sabotageakt" im Militärlager?

Stand: 16.08.2022 17:25 Uhr

Ein weiteres Mal hat es auf der Krim Explosionen in einer Militäreinrichtung gegeben. Verantwortung übernahm niemand, Moskau spricht von einem "Sabotageakt". Die Halbinsel hat sowohl für Russland als auch für die Ukraine große Bedeutung.

Explosionen, dichter Rauch und Feuer - wieder hat ein Zwischenfall auf der Krim für Aufsehen gesorgt, dessen Ursache unklar ist. Betroffen war ein Militärlager in Maiskoje, im Norden der von Russland annektierten, ukrainischen Halbinsel. Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem "Sabotageakt", beschuldigte aber niemanden. In der Folge seien ein Kraftwerk, Stromleitungen, Bahngleise und einige Wohngebäude beschädigt worden. Schwerverletzte gab es demnach keine.

Die Regionalverwaltung der Krim meldete zwei Verletzte, mehrere Tausend Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Auch der Zugverkehr sei unterbrochen worden.

Explosionen und Brände auf der Krim: Ukrainische Partisanentaktik gegen die russischen Besatzer?

Sabine Krebs, WDR, tagesthemen, tagesthemen, 16.08.2022 22:45 Uhr

Genugtuung in Kiew

Die Vermutung liegt nahe, dass die Ukraine hinter dem Zwischenfall steckt. Die Regierung bestätigte das offiziell nicht. Dennoch wurde die Nachricht in Kiew mit Genugtuung aufgenommen. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, schrieb auf Telegram von einer "Meisterleistung der ukrainischen Streitkräfte". Die Krim gehöre zur Ukraine.

Präsidentenberater Mychajlo Podoljak twitterte, "Zur Erinnerung: Die Krim eines normalen Landes heißt Schwarzes Meer, Berge, Erholung und Tourismus; die von Russen besetzte Krim bedeutet Explosionen von Depots und ein hohes Todesrisiko für die Invasoren und Diebe." Die "Entmilitarisierung" sei "im Gang", schrieb er in Anspielung auf eines der offiziellen Kriegsziele Moskaus, wonach die Ukraine entmilitarisiert werden soll.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Erinnerung an Explosion auf Militärflughafen

Erst vor einer Woche hatte es Explosionen auf einem Militärflughafen in Saki im Südwesten der Krim gegeben - auch hier sprachen ukrainische Vertreter nicht von einem ukrainischen Angriff. Die russische Regierung verbreitete die Einschätzung, dass ein Verstoß gegen Brandschutzregeln die wahrscheinlichste Ursache für die Explosion sei.

Die bei russischen Touristen beliebte Krim ist für beide Seiten von großer symbolischer und strategischer Bedeutung. Russland hat sie im Jahr 2014 annektiert - der Kreml fordert, dass die Ukraine die Halbinsel als Teil Russlands anerkennt. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte dagegen, Russland von der Krim und aus allen anderen besetzten Gebieten vertreiben zu wollen.

"Sabotage" auch im russischen Gebiet Kursk

Neben den Ereignissen auf der Krim meldete Moskau heute Sabotageakte auf dem eigenen Staatsgebiet. In den vergangenen zwei Wochen hätten "ukrainische Sabotage-Gruppen" im Gebiet Kursk an insgesamt sechs Strommasten Sprengsätze gezündet, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut Agentur Interfax mit. Daraufhin sei es am Atomkraftwerk Kursk zwischenzeitlich zu "einer Störung des technologischen Betriebsprozesses" gekommen. Nach den Verantwortlichen werde gefahndet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Christina Nagel, Christina Nagel, ARD Moskau, 16.08.2022 10:38 Uhr